Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
38. Jahrgang.1911
Seite: 750
(PDF, 210 MB)
Bibliographische Information
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750 Psych. Stud. XXXVIII. Jahrg. 12. Hett. (Dezember 1911.)

stimmt. Die Instinkte sind namentlich bei Tieren bekannt,
aber der Mensch entbehrt ihrer nicht, sie sind bei ihm nur
mehr verhüllt. Der amerikanische Psycholog James behauptet
sogar, daß der Mensch mehr Instinkte habe als
manche Tiere. Ein solcher Instinkt wird auf ererbte Disposition
zurückgeführt. Die Gewolmhcitshandlungen werden
oft einer Instinkthandlung ähnlich. Sagt doch Lipps: es
ist nicht unser Streben, sondern ein Streben in uns. 2sim
denkt man: das zielbewußte Wollen wird die Herrschaft
über den Menschen haben, aber mit einem Male tauchen
diese Instinkte auf, die Zeit der Reife setzt ein. Gerade
hier zeigt sich der Nutzen der Tierpsychologie.
Sie ist notwendig zur Ergründung des Seelenlebens der
Tiere, aber sie ist auch dringend zum Verständis des Menschen
erforderlich. Mit den Trieben, die zur Erhaltung der
Art bestimmt sind, hängt die Frage der sexuellen Aufklärung
zusammen. Hier, gerade hier gilt das Wort: Eines
schickt sich nicht für alle, Vor allen Dingen heißt es dabei
: individualisieren! Das Bedürfnis, andern aufzufallen,
können wir bei Menschen und bei Tieren wahrnehmen;
wird es pathologisch zum Kokettieren, dann spricht man
von Exhibitionismus („seif exhibition*, Selbstdarstellung).
Wo keine Aufklärung erfolgt, da greift stille Sehnsucht Platz
oder Sprödigkeit, der Zornesbewegung nahestehend. Dem
Alinäherungsbedürfnis tritt eben die Scheu vor dem anderen
Geschlecht entgegen. Der Lebensdrang wendet sich nun
zur Phantasie, der Mensch wird oft ein einsamer Träumer.
Schon Aristoteles hat dies erkannt, ebenso Plato. Oft
greift das Verlangen nach Hingebung ins Religiöse über.
Doch die meisten Menschen streifen das wieder ab, aber
bei einigen erhalten sich diese Stimmungen und Triebe.
Wie mancher Mensch bewahrt sich bis in sein hohes Alter
jugendliche Fröhlichkeit und Enthusiasmus (Bebel — ein
ewiger Jüngling). Oft auch kann sich die Schwärmerei
auf dasselbe Geschlecht beziehen. Aber auch schlechte
Eigenschaften behalten manche bis in ihr hohes Alter, die
alte Kokette, der alte Geck sind Lebewesen, die solche
schlechte Strömungen der Jugend sich bewahrt haben, auch
in Verbindung mit der Eitelkeit, die Lust zum Renommieren
hängt damit zusammen. Oft entsteht auch ein Drang zu
Bekenntnissen, die Seele will sich andern enthüllen (der
junge Schiller), man schließt innige Freundschaften, ja es
gibt Menschen, die zeitlebens reine „Konfessionsnaturen *
bleiben. Rousseau ist wohl das beste Beispiel hierfür,
auch Goethe und Mi chelan gelo waren solche Naturen.
Eine große Gruppe von Künstlern hat diesen Drang zu


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