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6 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1912.)
er heiraten soll. Aber er nimmt sie als Maitresse. Rochas
sagt ihm, daß er das arme Mädchen unglücklich machen
werde. „Sie wird nicht die erste und nicht die letzte sein*,
war die Antwort. Er blieb allein und kochte sich selbst.
Er stirbt mit 70 Jahren nach langer Krankheit. In dieser
Periode fragt ihn Roehas, ob er nicht daran denke, den
Geistlichen zu rufen. „Du glaubst wohl an alle die Dummheiten
, die er vorbringt? Laß' mich; wenn man stirbt, dann
ist's für immersagte er mit einem Fluche.
Nun stirbt er Er fühlt, daß er seinen Körper verläßt,
aber er ist doch ziemlich lange Zeit an denselben gebunden.
Er folgt seinem Begräbnis, über dem Sarge schwebend.
Er hat auch gehört, wie die Leute sagten: „Welch' gute
Lösung!" In der Kirche war der Priester um den Sarg
gegangen und hatte so gegen die schlechten Geister, die sich
auf ihn stürzen wollten, eine leuchtende Mauer erzeugt.
Auch haben ihn die Gebete des Geistlichen etwas beruhigt,
aber all' das war von kurzer Dauer. Das Weihwasser hielt
die schlechten Geister ebenfalls ab. Dann blieb er auf dem
Friedhofe bei seinem Körper und fühlte, wie dieser zerfiel,
worunter er sehr litt. Sein fluidischer Körper wird dichter.
Er lebt in einer Dunkelheit, die ihm unheimlich ist, aber er
leidet nicht, weil er nicht gemordet und nicht gestohlen
hat. Er hat nur manchmal Durst, weil er ein Säufer war.
Er erkennt, daß der Tod etwas Anderes ist, als er gedacht
hat. Er versteht nicht alles, aber wenn er gewußt hätte,
was er jetzt weiß, er hätte über den Pfarrer nicht so gespottet
. Rochas macht ihm den Vorschlag, ihn wieder leben
zu lassen. „Ah!a sagt er, „diesmal liebe ich Dich!*
Lichtstrahlen dringen in seine Finsternis; er hat die
Eingebung, sich in dem Körper einer Frau zu rei'nkarnieren,
weil die Frauen mehr leiden als die Männer und weil er
die Sünden gut machen will, welche er durch Verführung
von Mädchen begangen hat. Er näherte sich nun derjenigen,
welche seine Mutter werden sollte; er umgab sie, bis das
Kind zur Welt kam, dann trat er allmählich in den Körper
dieses Kindes. Bis zu sieben Jahren war um dieses Kind
eine Art Nebel, in welchem es viel Dinge sah, die es
seither nicht mehr gesehen hat . . . Der Pfarrer von
Polliat, an den sich de Rochas gewendet hatte, antwortete,
daß man in Polliat nie einen Rourdon gekannt habe, daß
aber der Name in einer benachbarten Gegend, zu Griege
par Pont-de- Veyle (Ain) sehr verbreitet war.
Rochas versuchte nun nochmals weiter zurückzugehen.
Nach fast dreiviertelstündiger Magnetisierung kam eine
neue Persönlichkeit zum Vorschein, nachdem er noch kurz
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