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Huber: Unsere okkulten Wissenschaften in Gegenwart und Zukunft. 13
Schon deshalb, um nicht das Vertrauen des Volkes noch
mehr zu erschüttern, sollte man sich herbeilassen jeder
freien Forschung auf allen Gebieten entgegenzukommen.
Denn es kann wahrlich nicht zum „Renonim£" beitragen, wenn
von Seiten der anerkannten Wissenschaft heute irgend eine
Sache verworfen, negiert oder nicht beachtet wird und man
morgen schon durch erdrückende Beweise gezwungen wird,
dieselbe anzuerkennen. Die Geschichte der einzelnen Fakultäten
weist genügende Beispiele hierfür auf und man sollte
doch daraus eine Lehre ziehen können. —
Als Prüfung kann aber nicht der klägliche Versuch
eines Einzelnen der zünftigen Wissenschaft gelten, der vielleicht
ohne alle weiteren Vorkenntnisse der Materie an diesen
herangeht, sondern nur die ernste Arbeit einer Kommission
im oben gewünschten Sinne, wobei vorerst zu erkennen ist,
daß es sich hier auch um Wissenschaften handelt, die
nicht von heute auf morgen verstanden werden können,
und eben, wie jede andere, ein dem entsprechendes Vorstudium
erfordern.
Es mag ja der große Fehler, der in unserem eigenen
Lager sehr häufig begangen wird, dazu beitragen, unsere
Studien schwieriger zu gestalten, als manche andere, und die
Ansichten über unsere Beobachtungen noch mehr zu verwirren
, anstatt sie zu lösen: dies ist das Bestreben an der Hand
bereits bestehender Grundsätze der allgemeinen Wissenschaften
für unsere Experimente voreilig Hypothesen zu
konstruieren, die in kurzer Zeit als hinfällig wieder abgestoßen
werden und so oft ernste Forschungen riesig erschweren
. Sieht man sich nun oft vor die Unmöglichkeit
gestellt, die Beobachtungen theoretisch in ein dogmatisches
Gewand kleiden zu können, so kommen die Anhänger der
Schulwissenschaft sehr häufig darauf, alles kurzweg für
Schwindel, Taschenspielerei, Charlatanerie, Täuschung zu
erklären, wobei nicht abgeleugnet zu werden braucht, daß die
okkulten Erscheinungen sehr häufig die Werkzeuge gewissenloser
Charlatane eben wegen ihrer Vogelfreiheit werden.
Man gehe also ohne Skepsis und hauptsächlich auch ohne
krankhaften Drang einer voreiligen theoretischen Erklärung
an die experimentelle Prüfung solcher Phänomene, sammle
Tatsachen und experimentelle Beweise, verbreite diese
praktischen Belege und warte ruhig mit einer Hypothese;
und man wird den Forschungsfortschritten auf diesen Gebieten
mehr dienen können, als mit den schönsten Hypo-
thesen, die meistens als verfrüht anzusehen sind. —
Was eine skepsislose, ernste Prüfung ohne voreilige
Hypothese zeitigen kann, haben uns die schönen Resultate
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