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Literaturbericht
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Aber ich glaube, er ist nur verliebt/ Als er den Brief
geöffnet hatte, las er unter anderem die Mitteilung», daß
der Schreiber im Begriff sei, sich zu verloben.
g) Der Friedenspreis der Nobelstiftung. Bei Gelegenheit
der Verleihung des diesjährigen Nobel-Friedenspreises
an Alfred H. Fried sei auf dessen kürzlich bei
Alfred Kröner in Leipzig erschienenes, für jeden wahren
Menschenfreund hochwichtiges Buch: „Der kranke Krieg"
hingewiesen. Preis 1 M.
Literaturb er i cht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Buchhandlung
von Oswald Motze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Das Problem der Seele und der Willensfreiheit in Theorie und Praxis.
Beitrag y,um Ende eine? alten Streits. Von Stabsarzt Dr. E.
Lobedank. Berlin 1911. J. Guttentag (56 S. gr. b°. Preis
1.50 M.).
Der Verf. bekennt sich in der Willensfrage als entschiedener
Determinist und beleuchtet von seinem Standpunkte die Wirksamkeit
einerseits der Erziehung, andererseits der Bechtsstrafen in ihrer
Anwendung besonders auf „vermindert Zurechnungsfähige". Er gewinnt
oiesen Standpunkt nach einer kritischen Betrachtung der
dualistischen Spaltung der menschlichen Persönlichkeit und der
monistischen Lösungsversuche der daraus entspringenden Schwieiig-
keiten, wobei weder der Idealismus, noch der Materialismus, noch
die Energetik, noch der psvehophysische Parallelismus befriedigt. Er
sieht in der beele „einen Beziehungskomplex von Weltbestandteilen,
dessen Ordnung sich im Gehirn vollzieht, und der nach Art uod
Umfang von diesem abhängig ist", und meint mit einem gewissen
Keehte sagen zu können: „Der Mensch ist nicht nur abhängig von
seinem Milieu sondern er ist sein Milieu." Wie ein Mensch will,
wie er infolgedessen auch handelt, ist daher „in jedem Augenblicke
bestimmt durch die Beschaffenheit und Konstellation der Faktoren,
die das Sein des Menschen ausmachen, also durch den Beziehungs-
komplex von Weltbestandteilen einerseits und durch die jeweilige,
Art und Umfang dieses Beziehuugskomplexes mitbestimmende Ge-
hirnbesehaffenheit". * Wernekke.
Richard Wagner, der Künstler und Mensch, der Denker und Kulturträger.
Eine kurzgefaßte Darstellung der Gesamterscheinung des Melters.
Von Max Seil mg. Xenienverlag, Leipzig 1911, 8°, 2j4 S.
Mit dem Portrait Wagner's als Titelbild. Preis in Leinwand geheftet
3.50 M.
Das Problem „Wagner" hat zahlreiche Autoren gereizt und
um den Meister hat sich bereits eine umfangreiche Literatur gebildet
. Dennoch füllt das vorliegende Werk ohne Frage eine
uegentlicbe Lücke aus. Was wTir besitzen, sind vortreffliche Würdigungen
Wagner's als Musiker, als Dichter und als hervorragende
Persönlichkeit. Um aber der in ihrer Art wrohl einzig dastehenden
Synthese „Wagner" wirklich gerecht zu werden, muß der Autor
nicht nur ein feinsinniger Musik verständiger, ein erfahrener Literat,
ein in die Tiefe gehender Psychologe, ein kenntnisreicher M>tho-
loge und ein philosophisch geschulter Kopf sein, er muß alle diese
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