http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0116
112 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1912.)
daß sich eine Vereinigung von Wasserstoffgas und Kohlensäure
vollzieht, wenn man deren Gemenge dem Einfluß der
dunklen elektrischen Entladung aussetzt. — Diese angegeführten
Methoden sind jedoch nicht geeignet, die Kohlenwasserstoff
Verbindungen derartig herzustellen, daß sie mit
den Naturprodukten in Konkurrenz treten können, um ev.
als künstliche Darstellung von Lebensmitteln dienen zu
können. Eine billigere und einfachere Darstellung von
Kohlenwasserstoffverbindungen könnte jedoch ev. dadurch
zustande kommen, daß man kohlensäurehaltige Substanzen
in Wasser bringt und dieses alsdann mit Hilfe von X-
Strahlen der Zersetzung aussetzt. Nach meinem Dafürhalten
wird sich dadurch zunächst die Kohlensäure in Kohlenstoffgas
und Sauerstoffgas spalten; ersteres verbindet sich mit
dem Wasser und letzterem wird in Form von Gasbläschen
Jas Wasser verlassen, um sich alsdann mit der umgebenden
Luft zu vereinigen.
Es würde sich also zunächst Formaldehvd \— C
Ho O) bilden, aus der Vereinigung von sechs Molekülen
Formaldehyd kann sich alsdann Traubenzucker (== C0 H12
On) bilden und aus diesem, nach Abspaltung eines Moleküls
Wasser, Stärke oder Plasma (= C<> H10 Durch
verschiedenartige Manipulationen, ebenfalls mit Hilfe von
X-Strahlen, ließen sich diesen Verbindungen noch diverse
Substanzen wie Schwefel, Eisen, Phosphor, Cyan etc. einverleiben
, so daß man allmählich bis zu unseren vollwertigen
Eiweißverbindungen schreiten könnte. Durch die fabrikmäßige
Herstellung von Lebensmitteln, wräre gleichzeitig
eine praktische Lösung der sozialen Frage herbeigeführt,
indem die einseitige Ueberproduktion der Industrie über
die nicht gleichen Schritt haltende Produktion an Nahrungsmitteln
beseitigt würde. — Von einer näheren Schilderung
der Wirkungsweise der besprochenen Probleme, sofern sie
einst gelöst würden, sehe ich — schon weil mir die erforderlichen
Mittel zu eigenen Versuchen fehlen — vorerst
ab, jedoch kann man wohl ohne Cebertreibung sagen, daß
die Lösung dieses Problems große Umwälzungen in der
ganzen Kultur herbeiführen würde, deren Tragweite sich
vorläufig gar nicht übersehen läßt. — Wir stehen am Vorabende
ungeheurer Entdeckungen und Kulturfortschritte,
welche doch endlich den Menschen zu dem machen sollen,
zu w7as ihn die Xatur erkoren hat, zu einem Krvstallisations-
produkt alles Edlen, Schönen und Wahren.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0116