Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 119
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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t *

Erlebnisse mit einem jungen Medium. 119

Mal bei unbewußtem Betrug ertappt. Sie seheint selbst
großen Wert darauf zu legen, daß alle Erscheinungen mit
der genauesten Echtheit zu Stande kommen.

Seit einigen Tagen wird das Mädchen in den Morgenstunden
während des Alleinseins von einer bei verschlossener
Tür plötzlich in einer eigenartigen Rauchwolke vor ihrem
.Bett auftauchenden männlichen Gestalt besucht, welche ihr
mit hörbarer, etwas heiserer Stimme geheime Mitteilungen
macht und dann plötzlich verschwindet. Unlängst wurde
ihr seitens des geheimnisvollen Subjektes der Inhalt einer
von mir eigenhändig verschlossenen Holzschachtel mit einer
staunenerregenden Genauigkeit aufgezählt. Sogar das genaue
Datum eines Briefes wurde ihr mitgeteilt. Der Schlüssel
von der Schachtel war mir inzwischen unbegreiflicherweise
aus der Tasche verschwunden und wurde, als ich mich infolgedessen
unzufrieden zeigte, von einer unsichtbaren Kraft
(in Gegenwart des Mediums) plötzlich auf den Tisch geschleudert
, vermutlich um mir die Möglichkeit zu bieten,
die Richtigkeit der gemachten Mitteilung festzustellen.

Den Anlaß zu dieser geheimnisvollen Mitteilung glaube
ich in dem Umstand entdeckt zu haben, daß das Medium
mich einmal scherzend fragte, welche Geheimnisse wohl diese
Holzschachtel enthalten könne, worauf ich ebenso scherzend
antwortete, daß sie dies nimmermehr erfahren dürfte. Hierdurch
wurde natürlich die bekannte Neugierde des Mädchens
noch gesteigert. Sie gesteht jetzt auch selbst, daß sie sich
in Gedanken oft diese Frage wiederholt habe.

Noch frappanter dürfte folgendes Ereignis sein. Ich
schrieb eines Tages in Gegenwart des Mädchens einige
Zeilen auf eine Visitenkarte, um dieselbe beim Ausgehen durch
einen Dienstmann an eine bekannte Dame zu befördern.
Nach einiger Ueberlegung beschloß ich, die Karte vorläufig
nicht abzusenden, sondern zu zerreißen. Hier wurde die
Neugierde des Mädchens bis aufs äußerste erregt. Als ich,
ungeachtet ihres langen Bittens, mich entschieden sträubte,
ihr den Inhalt meiner Zeilen mitzuteilen, ja sogar die ganz
kleinen Papierfetzen sorgfältig zusammenraffte und ins Feuer
warf, rief sie wütend: „Morgen werde ich den Inhalt wissen!*
Das Mädchen hatte nicht gelogen. Am nächsten Tage, in
der Morgenstunde, meldete sich ihr geheimnisvoller Fürsorger
und forderte sie auf, an den Schreibtisch zu gehen.
Nachdem sie dieser Aufforderung nach einigem furchtsamen
Zögern gefolgt war, sprach er Folgendes: „Ich lese Deine
Gedanken: Du möchtest wissen, was Herr S. gestern auf
die Karte geschrieben hatte, nicht wahr? Nun gut! Nimm
einen Bleistift und schreibe!* Ich stand sprachlos da, als

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