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von Schrenek-Notzinp:: Die Phänomene des Mediums Gazerra. 151
Angesicht. Auch diese Aufnahme liegt mit stereoskopischer
Wiedergabe vor (Abb. Nr. 10).
Diesmal sitzt der Kopf halbschief unmittelbar auf
der Frisur Linda's, wie wenn er auf ihren Hinterkopf
angesteckt wäre. Nur das linke Auge und das ganze
übrige Gesicht nach unten hin ist bis auf den Halsansatz
sichtbar, der rechts auf dem stereoskopischen Bilde deutlich
zu erkennen ist, während das Ganze von einem schwarzen
in Falten gelegten reliefartig hervortretenden Tuch um-
rahmt ist, sodaß rechtes Auge und Stirn bedeckt bleiben.
Auf der schwarzen Einrahmung liegt ein Streifen weißen
Stoffes, der sich links unten hinter dem linken Ohr mit
den Haaren des Mediums vereinigt. Die Verkürzung des
nach hinten zurückgelegten und von vorn und unten zu
betrachtenden Kopfes ist zeichnerisch vorzüglich gelungen.
Das Ganze macht aber ebenfalls einen flachen bildartigen
Eindruck. Als vollgültiger Beweis gegen die reliefartige
Modellierung der (LicLform kann* las Vorhandensein
von Schatten gelten, die in direktem Widerspruch stehen
mit dem gerade von vorn und links einfallenden Licht.*)
Während Linda's Gesicht ganz richtig links beschattet ist,
zeigt der männliche Kopf rechts an der Kinnlade bis zum
Hals herunter einen großen Schatten, der nur möglich sein
kann bei einer geradte entgegengesetzten Belichtung, d. h.
von oben und links, während in Wirklichkeit das Licht
mehr von unten und rechts einfällt. Die übrigen Schatten
der sonst vorzüglich ausgeführten Gesichtszeichnung sind
ebenfalls dem wirklichen Lichteinfall entgegengesetzt,
während das Fehlen der dem Licht entsprechenden Schatten,
das Vorhandensein falscher Schatten, das Zurückfallen des
Gesichts in dem reliefartig hervortretenden schwarzen
Rahmen nur dann verständlich sind, wenn es sich wie bei
den früheren Darbietungen Lindaus um eine Zeichnung
oder um eine Photographie nach der Natur handelt, die
hier als Produkt mediumistischer Materialisation angesprochen
werden soll. Linda wird bei diesem Versuch
rechts von Prof. Charles Richet gehalten. Der Zeigefinger
von Bichet's linker Hand steckt zwischen Zeigefinger und
Daumen der rechten Hand des Mediums. Die Kontrolle
dieser Seite scheint einwandfrei zu sein. Dagegen liegt
die linke Hand Lindaus ganz frei auf derjenigen de Fon-
tenay's, der ihre linke, d. h. die für die Phänomene haupt-
*) Auf diese Mängel, besonders was den Widerspruch in den
Schatten und das Flächenhafte des Bildes betrifft, weist Eichet in
seinem Berichte selbst hin.
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