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von Schrewck-Notzing: Die Phänomene des Mediums Gazerra. 161
haltenen rechten Hand berührte. Alle Anstrengungen,
irgend ein telekinetisches oder sonst merkwürdiges Phänomen
hervorzubringen, waren vergeblich. Daß die genauere
Überwachung zu diesem negativen Erfolge beigetragen
hat, ist zweifellos.
Dritte Sitzung im November 1911 in Paris.
Anwesend: Madame B., Möns, de Vesme, Verfasser.
Versuchsbedingungen: wie am 11. März 1911.
Madame B. saß links, Verfasser rechts.
Verlauf der Sitzung. Wiederum nach Herstellung
absoluter Dunkelheit derselbe Ablauf gehäufter Phänomene
von brutalem Charakter in rascher Aufeinanderfolge
; besonders heftige Berührungen.
Als ,,Vineenzo" meine rechte, ihm in der Luft entgegengestreckte
Hand zu berühren suchte, griff ich, berechtigt
durch den dringenden Verdacht, zu und erfaßte
Lindaus linken, nur mit einem Strumpf bekleideten Fuß am
Gelenk. Das Medium schrie heftig erschrocken auf und entriß
mir das Bein mit Gewalt. Kurz darauf endigte die Sitzung.
Die Tatsache, daß Linda Gazerra, wenn auch im Zustande
des Somnambulismus, einen Teil ihrer Berührungsphänomene
betrügerisch, d. h. mit Hilfe ihres linken Beines
zustande bringt, ist damit für mich festgestellt, ebenso aber
auch die Unzulänglichkeit der Versuchsanordnung des
Turiner Zirkels.
Das Erscheinen des Imoda'schen Werkes erst nötigte
Verfasser, aus seiner Keserve herauszutreten und diesen
negativen Beitrag zur Beurteilung des Mediums Linda
Gazerra zu publizieren.
Verfasser steht aber mit seiner Erfahrung nicht allein.
Auch Dr. Charpentier erklärt in der Nummer des „Matin*
vom 30. Januar 1912 (Nr. 10199), daß er Linda Gazerra
auf frischer Tat beim Betrug ertappt habe, und ist bereit,
den Zeugenbeweis hierfür anzutreten. Auch er fand, daß
sie mit ihrem linken Fuß („le plus souvent tres parfum£B)
die Anwesenden berührte und hinter ihr befindliche Gegenstände
in Bewegung setzte. Als er dann in der folgenden
Sitzung ihre Beine in einen Sack steckte, der an den
Hüften gehörig verschlossen wurde, die Kontrollierung der
linken Hand einem zuverlässigen Beobachter, dem Dr. Ch.
R., anvertraute, während er ihre Eechte überwachte, traten
keinerlei Phänomene mehr auf.
Diese erst später und ganz unabhängig zustande gekommenen
Beobachtungen Charpentier^s bestätigten die
Erfahrungen des Verfassers in vollem Umfange.
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