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172 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 3. Heft. (März 1912.)
Verfasser hat in einer persönlichen Korrespondenz mit
Inioda und mit Demaison immer wieder auf die Notwendigkeit
einer genaueren Kontrolle und einer gedämpften Beleuchtung
hingewiesen. Der erste Punkt scheint trotz der
besten Absichten der Experimentatoren an der hartnäckigen
Opposition Linda's gescheitert zu sein. Der zweite Vorschlag
wurde befolgt, indem man rotes gedämpftes Licht
versuchte, dasselbe aber wieder nach einigen Sitzungen abstellen
mußte, da kaum noch telekinetische Vorgänge auftraten
. Unter diesen Umständen ist es auch begreiflich,
daß Linda die Einladungen des Verfassers zu neueren
genaueren Untersuchungen ablehnte. —
Wenn man Tatsachen wie die vorliegenden, die ja eine
ungeheuerliche Anforderung an den gesunden Menschenverstand
stellen, der staunenden Welt verkündigt, dann
müssen dieselben wenigstens unter Bedingungen festgestellt
sein, die jede Möglichkeit einer anderweitigen mechanischen
Erklärung ausschließen. Der subjektive Eindruck der Experimentatoren
— so wichtig er sein mag — genügt nicht,
ebensowenig genügen einzelne unerklärliche Fakta wie die
Handaufnahmen und das Abtasten einer Figur hinter dem
Vorhang, während das Medium im Zirkel sitzt, so lange
Fehlerquellen, wie die erörterten, vorhanden sind.
Die große Lücke in den Versuchsbedingungen macht
also leider den Wert des Buches hinfällig und bedauerlicher
Weise ist der Schaden, der durch solche unzulängliche
Publikationen mit (im Vergleich zur Gesamtzahl der
Versuche) nur wenigen überzeugenden Beobachtungen hervorgerufen
wird, ein sehr großer. Denn die Halbheiten, Un-
genauigkeiten in der Feststellung selbst, die gänzliche Un-
zuverlässigkeit der Versuchsanordnung müssen notwendiger
Weise das Vertrauen eines kritischen Lesers erschüttern
und ihn sogar zu einer ablehnenden Haltung gegenüber
den positiven Resultaten der Experimente veranlassen.
Dieser vertrauensselige und leichtfertige Dilettantismus,
den ich bereits bei den Experimenten der Lucia Sordi den
italienischen Gelehrten als Grundübel ihrer experimentellen
Methode*) vorgehalten habe, kehrt hier wieder und zwar in
solchem Umfange, daß selbst wenn sämtliche Resultate
Jmoda's Schöpfungen einer uns unbekannten mediumistischeu
Fähigkeit waren, — man dieselben einfach nicht glauben
könnte, lediglich wegen der schlechten Beweisführung, die
von vornherein auf das ausschlaggebende Moment einer
genauen Körperuntersuchung und einer zu verläßigen Kontrolle
in unbegreiflicher Schwäche verzichtet hat.
*) Dazu kommt noch die lebhafte romanische Phantasie! — R ed.
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