Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 176
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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176 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 3. Heft. (Marz 1912.)

Zeit der jungen Liebe beschieden! Im Lenz 1807 begegnete
ihm beim Aufstiege auf die Achalm bei Reutlingen
ein in Trauergewand gekleidetes Mädchen. Er sprach sie
mit den Goetheversen an: „Wie kommt's, daß du so traurig
bist" usw.; sie antwortete mit der zweiten Strophe — das
Schicksal seines Herzens war ein- für allemal entschieden.
Das Mädchen war Friederike, die Tochter des eben verstorbenen
Pfarrers Ehemann, Kerner's berühmtes Rickele.
Unter den Dichtergrüßen, die er in der Folgezeit der Braut
sandte, finden sich wahre Perlen, wie die Mörike's würdige
zarte Epistel:

Liebes Mädchen, sahst du nicht, wie gestern

Ich auf hohem Berge lang gelegen ?

Blickend auf das weiße Kreuz im Tale,

Das die Flügel deines Fensters b»lden,

Glaubt* ich schon, du kämst durch's Tal gewandelt,

Sprang ich auf, da war's ein weißes Blümlein usw.

Indes hatte Justinus sein Studium beendet, den Doktorgrad
errungen, die bereits erwähnte ärztliche Ausbildungsreise
unternommen, der er viele neue Freundschaften verdankte
, und so galt es denn nun, im festen Kreise
bürgerlichen Wirkens sich einzurichten. In Wildbad ließ
er sich nieder, dessen ernste waldumrauschte Schönheit ihn
erst drückte, dann aber tief fesselte. In den zwei Jahren,
die er hier weilte, hat er eine Schrift über das Wildbad
verfaßt, die sich hohe Wertschätzung erworben und zur
wissenschaftlichen Würdigung dieses gesegneten Heilortes
den Grund gelegt hat. Später hat er aus seiner ärztlichen
Praxis heraus Untersuchungen über das Wurstgift veröffentlicht
, die zu den ersten darüber zählen. Kerner war
kein Mußarzt, er liebte und übte seinen Beruf mit Leib
und Seele, ward nicht müde zu helfen, litt und freute sich
mit seinen Patienten, und als er einmal gefragt wurde, ob
ihm keine Kinder gestorben seien, antwortete er mit tiefem
Seufzer: „Ja, mehr denn hundert." Als er sein Rickele
endlich hatte heimführen können, da mußte sie hinter ihm
auf dem Rößie sitzend ihn auf all seinen Doktorfahrten begleiten
, und wie dann das erste Mädel einpassiert war, da
sah man bald Mutter und Kind auf einem Gaule und
Doktorem Kerner auf dem anderen mitsammen über Land
reiten. Welzheim und Gaildorf waren die nächsten beiden
Stationen seines Lebens; mancherlei Ungemach blieb ihm
nicht erspart, und auch als er 1819 als Oberamtsarzt nach
Weinsberg übersiedelte, wollte es ihm anfangs gar nicht
so recht gefallen. Nun fehlten ihm im offenen Rebhügelgelände
die Wälder, an die er sich gewöhnt hatte:

*


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