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19S Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1912.)
kurzen Überblick dieser hochinteressanten Studien beschränken
, deren streng wissenschaftliche methodische
Durchführung geradezu als mustergültig für die okkultistische
Experimentalforschung bezeichnet werden muß.
Dr. Ochorowiez erkannte bald, daß es sich bei den
„fluidisehen Fäden" um eine ganz neue Form der Energie
handelte, die sich mit nichts Bekanntem in Verbindung
bringen ließ und deren Geheimnis zu enthüllen mit den uns
zur Verfügung stehenden Mitteln wahrscheinlich unmöglich
ist. Der unermüdlichen Arbeit des Gelehrten und der Mitwirkung
seines seltenen Mediums (Mlle. Tomczyk) ist es zu
verdanken, daß wenigstens die hauptsächlichsten Eigenschaften
und Beziehungen der neuen Strahlen festgestellt
werden konnten. Selbst die „kleine Stasia" konnte
über die eigentliche Natur jener Fäden keinen Aufschluß
geben. Die „kleine Stasia** oder die „Kleine", >vie sie von
Dr. Ochorowiez oft kurz genannt wird, ist nach Ansicht
des Gelehrten, der auf dem Boden der rein mediumisti-
schen Hypothese steht, ein Reflex des Fnterbewußtseins
des Mediums, — Anhängern der spiritistischen Hypothese
wird es schwer, die „Kleine" nicht als „Spirit" anzusprechen.
Allerdings der Verlauf der Dinge ist, wie wir sehen werden,
wohl geeignet, dem Gelehrten Recht zu geben.
"San, die „kleine Stasia" konnte nur erklären, daß der
„Faden" aus Etwas gebildet ist, das vom Medium ausgeht.
Die Adhäsionskraft des Fadens schreibt sie dem Umstände
zj, daß die Fasern, aus welchen der Faden besteht, den
G egenstand umklammern. Nach dem Experiment kehrt die
Materie nach Ansicht „StasiaV wieder in den Körper des
Mediums zurück; aber es ist immer ein Verlust vorhanden
und daher rührt die Erschöpfung des Mediums.
Durch Experimente hat Dr. Ochorowiez gezeigt, daß
der fluidische Faden 1) der Wirkung einer Flamme ausgesetzt
werden kann, ohne seine mechanischen Eigenschaften
/u verlieren; 2) daß er durch eine gleichförmige Schicht
einer Flüssigkeit nicht wirken kann; 3) daß der fluidische
Faden nicht hinreichend leitet, um einen Strom von einigen
Volts passieren zu lassen. Ob er überhaupt leitend ist,
bleibt noch fraglich.
Bei dieser Gelegenheit hat Dr. Ochorowiez verschiedene
Versuche gemacht, um festzustellen, ob durch die Mediumi-
tät der Mlle. Tomczyk das Elektroskop entladen würde.
An und für sich konnten die Häude des Mediums die Entladung
nicht bewirken, aber der Gelehrte hat experimentell
den Nachweis erbracht, daß die starren Strahlen diese
Entladung erzielen. Indes diese wichtige Frage ist
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