Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 222
(PDF, 204 MB)
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222 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 4 Heft. (April 1912.)

auch ein Geschenk Gottes, durch welches der Mensch in
jedem Augenblick die Herrlichkeit seines Wesens erkennen
mag. Denn nicht darum, weil er das vollkommenste, das
stärkste oder das gewandteste von allen Tieren ist, gebietet
er ihnen. Wenn er nichts weiter als das erste derselben
Ordnung wäre, so würden die zweiten sich vereinigen, um
die Herrschaft ihm streitig zu machen. Nein, sondern
durch den Vorzug seiner Natur regiert und gebeut der
Mensch. Er denkt, und darum isc er der Herr der
Wesen, die nicht denken!14 —

„Das Pferd," sagt Goethe, „steht als Tier sehr hoch,
doch seine bedeutende, weitreichende Intelligenz wird auf
eine wundersame Weise durch gebundene Extremitäten beschränkt
. Ein Geschöpf, das bei so bedeutenden, ja großen
Eigenschaften sich nur im Treten, Laufen, Rennen zu
äußern vermag, ist ein seltsamer Gegenstand für die Betrachtung
, ja man überzeugt sich beinahe, daß es nur zum
Organ des Menschen geschaffen sei, um gesellt zu höherem
Sinne und Zwecke das Kräftigste, A\ie das Anmutigste bis
zum Unmöglichen auszurichten/ —

Und Kant sagt: „Alle Handlungen des Verstandes
und der Vernunft sind nur insofern möglich, als man mcIi
seiner selbst bewußt ist. —Würde mein Pferd sagen: .loh
bin / so würde ich sofort absteigen; denn es würde dadurch
beweisen, daß es mir ebenbürtig ist/

Ich habe die obigen drei Autoren, an deren Scharfsinn
und Gerechtigkeitslicbe gewiß niemand zweifeln kann,
mit voller Überlegung zitiert, um darzutun, wie selbst sie,
von irrigen Voraussetzungen ausgehend, fehlgreifen mußten.
Mit Recht hat daher Krall seinem Werke den Titel
„Denkende Tiere" vorausgesetzt. Denn die Frage, ob das
Tier denkt oder nicht, bildet den Angelpunkt in jeder
Auffassung der Stellung des Mensehen zum Tier. Ich will
keineswegs sagen, daß Krall mit seinem Nachweis von der
Denkfähigkeit des Pferdes etwas an und für sich vollkommen
Neues lehrt. Vollkommen neu ist nur der von
ihm geführte Nachweis, wie weit und umfangt eich die
Geistesbildung des Tieres gestaltet und daß sie zu einer
menschenähnlichen gehoben werden kann. Die moderne
Naturwissenschaft hat den Boden für diese Erkenntnis bereits
mehr und mehr vorbereitet. Ich verweise diesbezüglich
, um ein Beispiel statt vieler zu geben, nur auf Dr.
Ohm's „Seelenleben der Tiere*, worin dieser seharf
zwischen Instinkt und Verstand unterscheidet, von denen
der erstere auf ererbten, der letztere auf erworbenen Fähigkeiten
beruht, welche er beide für die Tierwelt vindiziert.


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