Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 247
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Gaupp: Zur Psychologie des Selbstmordes.

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rapid, zugenommen bat. Jm 19. Jahrhundert dürften etwa
1—l'/o Millionen Menschen durch Selbstmord geendet haben.
In Deutschland ist in den letzten 10 Jahren die Selbst-
mordziffer sowohl absolut (von 8000 auf 15000), als relativ
gestiegen. Die Statistik zeigt nun ein ganz übereinstimmendos
Bild in allen Ländern. In Frankreich und Osterreich i&t
der Selbstmord am häufigsten, in Spanien am seltensten;
in Preußen ist die Zahl der Selbstmörder etwas geringer als in
Mittel- und Süddeutschland, in Bayern ist die Zahl sehr niedrig,
in Württemberg, Baden, Hessen ist sie mittelgroß, in Sachsen,
Hamburg, Bremen, Braunschweig sehr hoch. Das sind
nicht etwa zufällige Zahlen, sondern sie sind durch viele
Jahrzehnte gleichbleibend, also muß ihnen schon etwas wie
ein Gesetz zu Grunde liegen. Nur Isorwegen ist in der
Selbstmörderzahl zurückgegangen, zweifellos hängt das dort
mit der Gesetzgebung, namentlich der gegen Alkoholmißbrauch
, zusammen. Auch für die preußischen Provinzen
sind die Zahlen sehr verschieden; sie sind in preußisch
Sachsen sehr hoch, in Posen niedrig. Die verschiedenen
Volksstämme besitzen verschiedene Neigung zum Selbstmord;
da stehen die Niederdeutschen an erster Stelle, es folgen
die Süddeutschen, dann die Romanen, bei den Slaven ist
der Selbstmord am seltensten. Auch England ist arm an
Selbstmordkandidaten. Die Geschlechter sind verschieden
beteiligt an den Selbstmordzahlen. In Deutschland kommen
auf 25 bis 30 Frauen, die sich das Leben nehmen, 100 männliche
Selbstmörder, in China dagegen töten sich mehr
Frauen als Männer. Bei den Geisteskranken, das ist interessant
, Uberwiegt die Zahl der männlichen Kranken nicht
die der Frauen. Neben dem Geschlecht ist auch das Lebensalter
von großem Einfluß; die Selbstmorde werden relativ
immer häufiger bei steigendem Alter. Nur die Stufe von
20 bis 25 Jahren weist eine höhere Selbstmordzifier auf als
die folgende von 30 bis 35 Jahren. Die Selbstmorde von
Schülern werden ganz mit Unrecht allein dem Einfluß der
Schule zugeschrieben. In Preußen töten sich jährlich 50
l>is 60 Schüler. — Auch der Familienstand ist einflußreich,
es töten sich weniger verheiratete Männer mit viel Kindern,
als Junggesellen. Die Ehe schützt die Männer mehr als
die Frauen vor dem Selbstmord. Eine große Eolle spielt
auch die Jahreszeit. Die meisten meinen, im Winter, wenn
die Lebensbedingungen härter sind, töten sich die meisten
Menschen. Das Gegenteil ist richtig. Im Winter (Dezember,
Januar und Februar) töten sieh die wenigsten Menschen,
die meisten im Mai, Juni. Also auch nicht zur Zeit der
größten Hitze, sondern eher gerade in der schönsten Jahres-

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