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286 Psychische Studien. XXXIX. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1912.)
kennen alle diese Vorkommnisse, weil sie wirklichen Situationen
des Augenblicks entsprechen, aber man weiß, daß
sie z„ einer Irt gehören, Liehe trotz alles Scharfsinns
nicht gespielt werden können, weil es eben in der Komödie
wirkliche Situationen des Augenblicks nicht gibt. Diese
Betrachtungen sind theoretisch anwendbar auf die im
Unterbewußtsein wurzelnden Persönlichkeiten, obwohl sie
ihre Rolle unbewußt spielen. Indessen ist es unbestreitbar,
daß man kein Beispiel von subhypnotischen Personifikationen
oder von sogenannten „ zweiten* Persönlichkeiten
kennt, deren Heraustritt in die sinnlich wahrnehmbare Erscheinung
jemals zu ähnlichen Zwischenfällen Veranlassung
gegeben hätte.
Fahren wir fort. Es kommt manchmal vor, daß die
mediumistische Persönlichkeit die Mitteilung oder das Gespräch
unterbricht, nicht um Ratschläge, sondern um genauere
Auskunft über eine Sache, die ihr unbekannt ist,
zu holen und daß sie sich vollkommen unterrichtet zeigt,
wenn sie wieder kommt. In den mediumistischen Schriften
William Stainton Moses' findet man mehrere Beispiele, von
welchen zwei hier mitgeteilt werden sollen. Mittels media-
nimer Schrift hatte sich eine Persönlichkeit manifestiert
und als der Geist eines jungen Mädchens namens Charlotte
Buckworth ausgegeben, das seit langem gestorben war.
Tags darauf fragte Stainton Moses seine geistigen „ Führer *
und es entspann sich zwischen ihm und dem Geist „Rektor*
folgendes Gespräch:
„Was denkst du über den Geist, der sich gestern
Abend hier mitgeteilt hat?* „Der Geist hat die Wahrheit
gesagt; sie wurde im Leben Charlotte Buckworth genannt.
Sie steht in keinem besonderen Verhältnis zu uns; immerhin
wurde ihr erlaubt, sich zu manifestieren, denn sie war
zufällig gerade anwesend/ „Was war die Ursache ihres
Todes?* „Wir wissen es nicht, aber wir werden versuchen,
uns darüber zu unterrichten.*
Am Nachmittag desselben Tages kam dieselbe Person-
lichkeit („Rektor*) wieder und schrieb: „Wir haben
uns versichern können, daß Charlotte bei dem Doktor
Baker am 5. Dezember starb Wir haben nichts mehr
beizufügen, doch scheint, was wir gesagt haben, hinreichend.*
[Man weiß, daß die Mitteilung als völlig richtig befunden
wurde.] („Spirit Teaehings*, „Light*, 1897, S. 475.)
In einer anderen Sitzung bat Stainton Moses eine
mediumistische Persönlichkeit „Prudeus* um Mitteilungen
über die ägyptische und indische Religion. Unter anderen
stellte er die Frage: „Man muß also daraus schließen, daß
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