http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0335
Kaindl: Gespenstergeschichte aus der französischen Kevolution. BJ1
die Kraft der Suggestion zwischen ihr und ihren Organen
bewirkten Lockerung die Möglichkeit erlangt, sich zu veräußerlichen
und hierdurch mit der inneren Essenz anderer
Wesen und der Natur in Berührung kommt und in
Wechselwirkung treten kann.
Die gewöhnlichen Sinneswahrnehmungen und Willensäußerungen
, sowie die inneren Vorgänge des Geistes
nehmen dann einen supernormalen Charakter an. Die Gesichtsempfindung
erweitert sich, je nachdem der Geist
Xahes oder Entferntes zu erkennen sucht, zum Hell- oder
Fernsehen, je nachdem er seine Aufmerksamkeit Vergangenem
oder Zukünftigem zuwendet, zur Rück- oder
Vorschau oder im Falle einer stärkeren Betätigung des
Vermögens der Ideoplastik zum Vorspuk (Deuteroskopie,
zweites Gesicht); das Verlangen, hier oder dort zu sein,
führt dann zur para- oder teleplastischen Selbstdarstellung,
der Wunsch, sich hier oder dort in irgendeiner Weise zu
betätigen, zu para- oder telekinetischen Phänomenen, und
Träume, welche sich bei esoneuraler Tätigkeit dieses Agens
in seinem Innern abspielen, werden hierdurch je nach Umständen
zu Fernträumep, Halluzinationen oder objektiven
Spukvorgängen. Die Suggestion, welche sich dabei an das
System gebundener Nervenkraft vermittelst des Körpers
durchzusetzen trachtet, wird sich bei gelockerter Nervenkraft
unter Produktion verschiedener okkulter Erscheinungen
mit Hilfe dieses psychophvsischen Agens zu realisieren
streben.
Schon beim Magnetiseur, wo eine stärkere Veräußer-
lichung von Nervenkraft nicht wie beim Ekstatiker auf
einer durch Krankheit oder Suggestion bewirkten Lockerung
zwischen Nerven und der sie belebenden Kraft,
sondern auf einem infolge Uberschusses reicheren Ausstrom
derselben beruht, kann man beobachten, daß durch Übertragung
dieses Agens auf andere eine psychophysische Verbindung
zwischen ihm und ihnen (seinen Subjekten) und
zuweilen auch unter ihnen entsteht, welche die Grundlage
bildet für einen übersinnlichen Verkehr. —
Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß, wenn
es Geister gibt, d. h. aus Materie von einer sublimeren
Natur organisierte Wesen, ein Verkehr mit ihnen nur innerhalb
der Grenzen solcher psychophvsischen Verbindungen
.stattfinden kann, wie sie bei freigewordener Nervenkraft
durch Konzentration des Geistes auf Personen, Gegenstände
oder Ortlichkeiten entstehen. Solche Verbindungen
könnten sowohl hier ihren Ausgangspunkt haben, indem
ekstatische Personen ihre Gedanken und Gefühle intensiv
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1912/0335