Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 415
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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v. Sehnehen: Das Geheimnis des Urchristentums. 415

symbolisch mit einem eigenen Namen bezeichnet und nach
der allgemeinen Sitte der Zeit als ein Mensch dargestellt.
Der weltbezwingende Name aber war eben Jesus, d. h.
der „Heiland", der „Befreier" oder „Retter" (Jesus =
Josua = Jahhilfe; Jeshuah = Befreiung, Retter; ijof-i =
er wird heilen. Vgl. Matth. 1, 21, 23!).

Freilich gefiel diese malerische Darstellung nicht allen
gleich sehr. Es gab eben sehr viel verschiedene Strömungen
in der neuen Religion. Und diese Yerschiedenheiten beweisen
, daß am Anfang keine leitende und alles beherrschende
Persönlichkeit gestanden haben kann. Aber in dem
Gedanken an den einen Gott, der auf irgend einem Wege
und in irgend einer Gestalt zur Rettung der irrenden
Menschheit kommt, stimmten alle überein. Und aus ihm
ergab sich fast notwendig die symbolische Darstellung,
nach der Gott selbst den Menschen erscheint, als Mensch
hin und her geht, die neue Lehre verkündet, die Dämonen
oder falschen Götter austreibt und selbst das Rettungswerk
vollzieht, das in Wahrheit durch seinen Kult zur
Ausführung kam. Das Erscheinen des Jesus im Fleisch
war also ursprünglich nur bildlich gemeint. Dann aber
wurde das Bild weiter ausgesponnen und als geschichtliche
Tatsache mißverstanden; der Gedanke an einen göttlichen
Dulder oder einen sich selbst für die Menschheit opfernden
Gott trat hinzu — veranläßt durch Jesaia, Plato und die
heidnischen Mysterien, — und das christliche Erlösungs-
drama war fertig.

Das etwa sind die leitenden Gedanken des Smith'schen
Werkes. Die Passionsgeschichte wird, wie man sieht, dabei
nur flüchtig gestreift; sie bleibt noch einer besonderen
t ntersuchung vorbehalten. Im übrigen aber wirft der
geistvolle Amerikaner mit seinem „Eeee DeusK ein helles
Licht auf viele sonst unverständliche Tatsachen des Urchristentums
. Das scheinbar plötzliche Auftreten der
neuen Religion an vielen räumlich weit getrennten Orten,
ihr rascher Siegeszug durch das römische Reich, die Tatsache
, daß uns Jesus schon in den ältesten Quellen als
Gott entgegentritt und daß ihm die menschliche Natur
in gnostischen Kreisen überhaupt abgestritten wurde, das
Fehlen der Passionsgeschichte in der älteren, von Harnack
jüngst wieder hergestellten „Redequelle* des ersten und
dritten Evangelisten, das allmähliche Anwachsen des geschichtlichen
Stoffes von Markus bis Lukas und Johannes,
die vollständige Abwesenheit dieses Stoffes in den neu-
testamentlichen Briefen, in der Apokalypse und bei sämtlichen
Apologeten des zweiten Jahrhunderts, die angeblichen


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