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M. K : Die soziale Bedeutung des Okkultismus.
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Stein des Anstoßes bei Denkern und Nichtdenkern. Der
Philosoph lehnt eine metaphysische Leiblichkeit ab mit
dem Bemerken, daß das denkende und vorstellende Prinzip
im Menschen nicht selbst etwas Vorgestelltes sein könne.
Er stellt sich damit auf einen rein doktrinären Standpunkt, .
der weder gegenüber der naturwissenschaftlichen Logik, die
eine langsame und allmähliche Entwicklung von der Persönlichkeit
zur rein geistigen Individualität auf Grund einer
metaphysischen Leiblichkeit wahrscheinlicher findet, noch
gegenüber den tatsächlich beobachteten Erscheinungen einer
fluidalen Persönlichkeit, sowohl Lebender als Gestorbener,
mehr berechtigt ist.
Gerade die okkulten Forschungen der neueren Zeit,
die Forschungen eines de Rochas*) und Durville**) machen
die Annahme eines fluidalen Körpers, der nach dem Zerfall
des materiellen, als Träger der Persönlichkeit unverändert
weiter existiert, wie er schon vorher bestand, fast zur
Gewißheit. Dieser fluidale Körper ist, wie schon gesagt,
in gewissem Sinne noch materiell und als solcher über
Raum und Zeit nicht erhaben. Er steht zu Raum und Zeit
nur in einem veränderten Verhältnis. Dieses andere Verhältnis
einerseits und die teilweise Materialität andererseits
ermöglichen die Erzeugung gewisser magischer, in die
Sinnenwelt hinüberspielender Phänomene. Kach du Prel
sind die anormalen Fähigkeiten des Diesseits, z. B. Fernsehen
in Raum und Zeit, die normalen des Jenseits. Nun
ist zwar von wissenschaftlicher Seite aus schon versucht
worden, auch diese Errungenschaft der okkultistischen
Forschung mit vor den materialistischen Wagen zu spannen,
indem man einwirft, daß der Fluidalkörper, als noch
materiell, auch dem allmählichen Zerfall, der Vernichtung,
entgegengehe.
Dieser Einwurf ist berechtigt und findet in der
esoterischen Forschung,***) welche vier einander dureh-
*) A. de Rochas: „ Die Ausscheidung des Empfindungsvermögens*.
**) H. Durville: „Der Fluidalkörper de« lebenden Menschen*.
Beide Werke bei Max Altmann, Leipzig, in Übersetzung erschienen.
***) Die esoterische Forschung der neueren Theosophie kennt
bekanntlich neben dem materiellen Körper noch einen Ätherieib,
einen.. Astralkörper, einen Mentalkörper und einen Kausalkörper.
Der Ätherieib, gebildet von Praua, der Lebenskraft, ist nach dem
Austritt aus dem materiellen Leib, d. h. nach dem Tode, nur von
kurzer Dauer und dürfte das Mittel der meisten Spukvorgänge und
Anmeldungen Sterbender sein. Er gestattet dem mit ihm verbundenen
Astralkörper ein direktes Einwirken auf die Materie. Das,
was die physikalischen Medien dem Astraiwesen zur Verfügung
stellen, sind eben Ausstrahlungen der Lebenskraft (Prana), des
Ätherieibes, des tierischen Magnetismus.
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