Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 486
(PDF, 204 MB)
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486 Psychische Studien. XXXIX. Jahrg. 8. Heft. (August 1912.)

Philosophie des Geistes und der Schule.

Von Dr. med. phil. seient. et lit. Eduard Reich zu La Panne-Bains

in Belgien.

Wo Wissenschaft zu Ende ist, fängt an die Philosophie,
deren Aufgabe es ist, die geistig entdeckten Tatsachen der
Wissenschaft und Erfahrung zur Gestaltung höherer Erkenntnis
zu verwerten und die Erkenntnisse behufs Anwendung
, sowie Analyse und Synthese, reif zu machen. Die
Philosophie, von welcher es hier sich handelt, ist die freie
Weltweisheit des Geistes. Tritt aber Philosophie in die
Schule, so degradiert sie sich zur Wissenschaft oder auch
zum Handwerk, weil sie der Freiheit verlustig geht und in
das Wirrsal und den Zwang der Rubriken und Schablonen
sich treiben läßt von Philosophastern, Sophisten und Quacksalbern
der (Jnweisheit.

Echte und rechte Schulmeister haben oft auf spekulative
Philosophie es abgesehen; diese birgt manches Gute, aber
auch den größten Unsinn, der jemals geträumt wurde, und
hat einen besonderen Dialekt erfunden, der geradezu ungeheuerlich
genannt zu wTerden verdient. Solche Spekulierer
w achsen oft zu großen Kapazitäten heran, werden besungen
und verherrlicht, und verlernen die Entzifferung ihrer eigenen
Bücher und Schriften, gleichwie mehrere derselben die
Kamen ihrer fünf und zwanzig eigenen Kinder vergessen.
Weltweisheit ist auch kein Spaß, greift den Kopf der Philosophaster
an und regt diese zuweilen so auf, daß sie wie
Derwische tanzen.

Größtenteils entspringt handwerksgemäße spekulative
Philosophie aus seelischer Entartung, die auch durch organische
Ubelstände sich ausdrückt, so da sind: Gebrechen
und Verkrüppelungen, auffallende Häßlichkeit, nervöse
Zuckungen und bedauerliche Eigentümlichkeiten, w7elche
das normale Menschenkind in die Stimmung des Mitleids
setzen. Nicht jederzeit gehört spekulative Philosophie zu
lauterm Unsinn, aber in der großen Mehrzahl der Fälle
möge man dieselbe wenigstens als etwasAbnormes betrachten,
welches der Vernunft zum Trotz in die Welt gebracht wurde.
Es ist nicht möglich, der spekulativen Philosophie der
Schulen den Charakter von Harmlosigkeit zuzuerkennen, da
sie, anstatt die Geister zu erhellen, die mittelmäßigen und
schwächeren verwirrt, die stärkeren aber nicht erfreut,
sondern deren Erkenntnisse verhindert oder doch nicht erleichtert
.

Diese spekulative Weltweisheit bewegt sich in einer
Terminologie, welche eigentlich vor sich selbst erbeben und


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