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Literaturbericht.
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sich im Weltgeschehen. Trotzdem es durch seine Wurzeln auf das
innigste verflochten ist mit dem „Allunbewußten" der Natur; trotzdem
es von ihren Kräften durchflutet und nach ihren Gesetzen
organisiert ist, kann das Individuum doch zu innerer Freiheit
sich emporentwickeln „durch die Freiheit und die Kraft des
Willens, nur die eigenen, inneren Bedingungen zum Gesetz des
Wollens zu machen und die eigene Individualität als eine selbständige
, in sich geschlossene Welt gegenüber der Außenwelt
zu behaupten." Das Buch ist leicht verständlich geschrieben
und nimmt fast zu allen Problemen modernen Denkens Stellung.
E. W. Dobberkau.
Philosophisches Wörterbuch von Dr. Heinrich Schmidt (Jena).
Alfred Kröner Verlag, Leipzig 1912. Kleinoktav 106 S. Preis
geb. 1 M.
Dies Buch ist wohl das beste seiner Art, das ich kenne, und
es hat mir bei der Verdeutschung der philosophischen Fremdwörter
schon gute Diensie getan. Es gibt seine Erklärungen im Sinne
eines Monismus, wie er von Goethe, Spinoza, Kant, Schopenhauer,
Feuerbach, Nietzsche, Wundt, Biehl, sowie von Ernst Haeckel angebahnt
wurde. Kennzeichnend ist für uns sein Artikel „Okkultismus
, Geheimwissenschaft, die „Wissenschaft" vom Okkulten,
Verborgenen, Uebersinnlichen, der gewöhnlichen Erfahrung nicht
Zugänglichen." Goethe offenbart seine Stellung zum Okkultismus
im Gespräch mit dem Kanzler von Müller: „Ich habe mich immer
von Jugend auf vor diesen Dingen gehütet, sie nur parallel an
mir vorüberlaufen lassen. Zwar zweifle ich nicht, daß diese
wundersamen Kräfte in der Natur des Menschen liegen, ja, sie
müssen darin liegen, aber man ruft sie auf falsche, oft frevelnaf te
Weise hervor. Wo ich nicht klar sehen, nicht mit Bestimmtheit
wirken kann, da ist ein Kreis, 4ür den ich nicht berufen bin." Und
der kurze Artikel „Unsterblichkeit" schließt mit dem schönen
Worte unseres Goethe: „Die üeberzeugung von unserer Fortdauer
entspringt nur aus dem Begriffe der Tätigkeit; denn wenn ich
bis an mein Ende rastlos wirke, so ist die Natur verpflichtet,
mir eine andere Form des Daseins anzuweisen, wenn die jetzige
meinen Geist nicht mehr auszuhalten vermag."
E. W. Dobberkau.
Die Kunst Erfolg zu haben. Die Kunst glücklich zu sein. Von Hector
Durville. Klein 80, 42 S. Mit 1 Figur und 2 Portraits. Paris
1912, Hector u. Henri Durville. Preis 1 Fr.
Ein hübsches kleines französisches Werkchen. Zwar bietet es
durchaus nichts Neues, aber das Gesagte klingt verständig und wird
für jedermann verständlich vorgetragen.
Freudenberg - Wilhelmshöhe.
Triiogie astronomique. Von Jollivet Oastelot. Brosch. in 16*
von 80 8. Paris 1912, Hector u. Henri Durville. Preis brosch.
1 Fr.
Castelot's astronomische Triiogie umfaßt drei Kapitel: 1) Die
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Erde, 2) die Wahrheit
der bewohnten Welt und den Himmelsraum, 3) die Entwickelung
des Weltalls zu einem rationellen Zweck. Er gelangt so zur Üeberzeugung
eines weitschauenden Spiritualismus, der zugleich ermutigend
und logisch begründet erscheint. Die Worte „Solidarität"
und „Weltfriede" bedeuten im Munde Castelot's — zu seiner großen
Ehre sei es gesagt —- keine leere Phrase, denn er hat nicht nur
jüngst den Mut gehabt, die Italiener wegen ihres tripolitanisehen
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