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Peter: Ein siebentes mediumistische'* Gemälde von Helene Smith. 519*
Beine, einen kräftigen Hals, rosige und runde Wangen.
Aber seine Augen gleichen nicht jenen unserer Kinder; ihr
ernster und sanfter Blick und ihr unbeschreiblicher fester
Ausdruck sind verwirrend.
Weiterhin ist Joseph, jung und schön, mit mächtig
großen Augen, gerader Nase und olivfarbenem Teint. Die
vorausgegangenen Bilder von Christus haben diesen Typus
schon festgehalten. Joseph gleicht Jesus; er steht, auf
einen Strunk des Feigenbaumes gestützt, einen braunen
Mantel über den Schultern, die Hände gekreuzt, wie in
Betrachtung versunken. Wenn man diese drei Antlitze,
welche ein gleiches mystisches Ideal verwandt erscheinen
läßt, genauer prüft und diese Augen mit den großen Eingen
sieht, so gewährt man mit Überraschung, daß in dieser
Einheit des Typs noch ein tieferer gemeinsamer Zug liegt:
die Vergeistigung ihres Wesens. Sie ist bei allen
drei von derselben Art; aber intensiv und rein bei dem
Kinde, unbestimmter, zarter bei Maria, wird sie bei Joseph
zur besonderen Tiefe.
Dieses Gemälde, in welchem die Ruhe der Personen
so reizvoll ist, da sie mit der ganzen Idee der Rast korrespondiert
, wird, glaube ich, bei den Bewunderern der
Schöpfungen Helene Smith's einen großen Erfolg haben.
Die einen werden die Genauigkeit der kleinen Details
linden, welche sie schätzen; sie werden mit Entzücken die
in Kupfer getriebenen Amphoren betrachten, sie wTerden
die Besätze der Kleider studieren und die noch im Knospen
begriffenen Früchte des Olivenzweiges, sowie die schon
reifen Früchte des Baumes zählen. Der Brunnen wird sie
bezaubern, denn Moose haben den unteren Teil zerfressen
und auf den Steinen trägt er die Spuren der Seile. Jene,
welche Familienszenen lieben, Kinder mit dem einfältigen
Herzen, werden dies Bild bevorzugen, weil sein Idealismus
mit dem ihrigen in vollem Einklang steht. Aber während
die Gelehrten, welche schon die Mysterien des Unterbewußtseins
untersucht haben, immer halsstarriger nach
den Kräften forschen, welches dieses Werk leiten, werden
die Dichter und die Künstler, deren Inspiration eben
solche geheimnisvolle Quellen hat, die Anmut des Gemäldes
schätzen und dessen archaische Schönheit preisen/
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