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570 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1912.)
setzers, A. von der Linden, wüßte ich nicht einen allgemeinen
Ueberbliek über den Inhalt des Hennings'schen Werkes zu geben.
Wer in demselben eine kritische Geschichte des Rosenkreuzertums
suchen wollte, käme nicht auf seine Kosten. Ist doch der Name
Andreae's z. B. nur ganz flüchtig und nur in einer nebensächlichen
Bemerkung erwähnt. Wer aber in den Tdeenkreis der Rosenkreuzer,
in dessen volle Tiefe eindringen will, dem wüßte ich keinen besseren
Führer zu nennen, ah Hennings. Des Verfassers Vertrautheit mit
der Mystik aller Zeiten und Völker, seine Fähigkeit, anscheinend
von einander Getrenntes, in Wirklichkeit aber Wesensverwandtes
mit einander zu verknüpfen, ist stupend. Wer an der Hand
Hennings in die Mysterien der Fludd'schen Theosophie eindringen
will, dem winkt für den nicht ganz leichten Weg ein reicher Lohn;
Hennings' Buch wird ihn nicht nur vielerlei, es wird ihn viel
ehren. Freudenberg - Wilhelnishöhe.
Emil oder Ueber die Erziehung. Von J. J. Rousseau. (Zu seinem
200 jährigen Geburtstag.) Nach der Uebersetzung von K. Große,
herausgegeben von Dr. Heinr. Schmidt (Jena). Volksausgabe.
2 Bände. Alfred Kröner, Verlag, Leipzig. Kart. 2 M.
Den Pädagogen von Beruf, wie den eigentlich berufenen Erziehern
, den Eltern, wird in dieser billigen und gut ausgestatteten
Volksausgabe ein Buch in die Hand gegeben, welches seinen Verfasser
mit Recht unsterblich gemacht hat. Es ist das „Naturevangeliuni
der Erziehung", wie es Goethe genannt hat; es beabsichtigt
nichts Geringeres als eine Erneuerung des Menschengeschlechts,
durch eine Zurüekführung der Menschheit aus der Kulturverderbnis
zu einer reinen , schönen, <mverbildeten und do**h gebildeten
Natur. Das Parlament in Paris ließ seinerzeit das Buch verbrennen,
der Erzbischof verdammte es in einem Hirtenbrief, — aber trotzdem,
oder eben deshalb, hat es seinen Weg gemacht und die fruchtbarsten
Anregungen für die Erziehung der jüngeren Generation gegeben.
Es vermag sie noch heute zu geben; es ist in seiner Bedeutung auf
dem Gebiete der Pädagogik, Ethik und Kultur - Philosophie heute
noch ebenso aktuell wie vor 150 Jahren. Rousseau ist Denker und
Dichter in einer Persönlichkeit; sein glänzender Stil ist unter den
pädagogischen Schriftstellern ohne Beispiel. Dr. —r.
Karl du Prel: Nachgelassene Schriften. Leipzig, M. AJtmann. Brosch.
6 M., geb. 6 25 M.
Eine bunte Reihe größerer und kleinerer Aufsätze des für die
Wissenschaft zu früh Verstorbenen vereinigt der vorliegende Band;
es sind Aufsätze und Feuilletons, die in Zeitschriften verstreut
waren und vom Verfasser nicht zu größeren Abhandlungen verarbeitet
wurden. Doch dies nicht, weil sie es nicht wert gewesen
wären. Zum Teil liegt es in der Veranlassung zur Abfassung solcher
Aufsätze, die, wie z B. „Das Faust-Problem" und „Zur Geschichte
des Okkultismus" im Grunde Bücherbesprechungen sind; zum Teil
liegt es daran, daß du Prel öfter sich genötigt sah, zu Einzelfragen
seine Stellung zu kennzeichnen, wie er es in solcher Ausführlichkeit
innerhalb seiner geschlossenen Werke nicht konnte. So entstanden
Aufsätze wie „Philosophische Abhandlung über die Intelligenz
des Zufalls und die ßerechenbarkeit des Glückes*, „Die
Metaphysik der Geschlechtsliebe in ihrem Verhältnis zur Geschiente
", — die insofern zusammenhängen, als sie beide die kausal-
teleologischen Zusammenhänge im Leben des Einzelnen, wie auch
im Leben der Geschlechter und schließlich der Völker betrachten
—, die Aufsätze „Okkultismus und Anarchismus", .»Materialismus
und Moral", die auch in ihrer Beziehung auf die Lebenspraxis
innerlich verbunden sind; ,,Bedeutung und Zukunft des Darwinis-
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