Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 577
(PDF, 204 MB)
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Wentzel: Der Nestor der Philosophen.

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fähigen Ideen haben —mag man sich auch des Zusammenhangs
nicht mehr bewußt sein — überall in den Einzelwissenschaften
Wurzel geschlagen. Die Philosophie wird der Rückwirkung
dieser Entwicklung sich nicht entziehen können. Sie wird
an den allgemeinen Anschauungen vieles, in der einzelnen
Ausführung alles zu ändern haben, — aber es wird ihr doch
die Aufgabe zufallen, diesmal geführt von den Einzelwissenschaften
und ihnen selbst wiederum als Führerin
dienend, die Arbeit zu vollenden, die einst ohne zureichende
Hilfsmittel und mit verfehlten Methoden begonnen wurde*.

Hier zeigt sich Wundes überragende Bedeutung. Ständig
ist er Positivist geblieben, der von exakter Einzeluntersuchung
ausgeht, und zugleich sucht er auf Grund einer universelleren
Auffassung des geistigen Lebens alle Gegensätze harmonisch
durch Synthese \u Iberwinden. So isf er der große Er-
neurer des 20. Jahrhunderts geworden, der das ganze
philosopische Wissen auf ein neues Fundament gestellt hat.
Sein gewaltiges Lebenswerk umspannt Physiologie und
Psychologie, Logik und Ethik und Metaphysik mit gleicher
Anteilnahme, und zu allen praktischen Fragen des Lebens
hat er freimütig Stellung genommen.

Man lese von Wundt aus der Völkerpsychologie das
entzückende Stück: „Das Märchen" oder in den „Essays* die
humoristische Abfertigung des amerikanischen Spiritisten
Slade, oder einen kurzen Abschnitt wie „Der Beruf* aus der
f Ethik*. Weil Wundt allen anderen Einzel Wissenschaften
mächtige Anregungen gegeben hat, wie z. B. der Geschichte
oder der Germanistik, darf man ihn schon deshalb nicht den
Fachwissenschaftlern beizählen. Als univeral wirkender
Geist, der nicht blos in sein Studierzimmer gebannt ist,
sondern die weite Welt bei der Arbeit aufsucht, soll er
auch von der Allgemeinheit geschätzt und — gelesen werden.

Wundt ist in bestem Sinne populär; denn er rührt an
ethische, religiöse, , politische Fragen, die uns täglich beschäftigen
. Lernen wir das eine von ihm und tragen es
mit als kostbares Andenken: die sittliche Künstlerschaft
des konsequenten Denkens. — Wilhelm Wundt wurde am
16. August 1832 zu Neckarau bei Mannheim als Sohn eines
Pfarrers geboren und studierte seit 1851 in Heidelberg,
Tübingen und Berlin Medizin. In Berlin arbeitete er im
vergleichenden Laboratorium Johann Müllems, des Begründers
der Biologie. 1857 habilitierte er sich in Heidelberg für
Physiologie und war unter Helmholtz Assistent im physiologischen
Laboratorium. 1874 wurde er als ordentlicher
Professor der Philosophie und Nachfolger Fr. Alb. Lange's,
des Verfassers der „Geschichte des Materialismus*, an die


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