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Kaindl: William Stead's Medium entlarvt.
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langjährige Freundin Jbsen's und Björnson's, die die hervorragendste
Pädagogin des Landes ist und eine Mustersehule
für Knaben und Mädchen leitet, und Frau Ella Anker,
die Führerin der radikalen Frauenrechtlerinnen und eine
sehr begabte Publizistin. Diese hatien sicher das Bedürfnis,
allem Spott zu begegnen, und schlugen, wie der „Frankf. Ztg.u
aus Christiania berichtet wird, vor, daß eine wissenschaftliche
Kontrollkommission den Sitzungen beiwohnen möge. Dieser
Vorschlag wurde angenommen, und Prof. Birkeland erklärte
sich bereit, Mitglied dieser Kommission zu werden.
Er ist der Miterfinder des Verfahrens, aus dem Stickstoff
der Luft Salpeter zu gewinnen; er hat ferner die im vorigen
Jahre S3 sensationell wirkenden Versuche durchgeführt, an
einem in einem Glaskasten ruhenden Miniaturmetall künstlich
(durch elektrische Entladungen) den King des Saturn
und das Nordlicht hervorzurufen, und damit eine ganz neue
Theorie über die elektro - magnetischen Kräfte im Weltall
fast bewiesen.
Und es geschah, daß in der ersten Sitzung alles sich
so gestaltete, wie jedes Spiritistenherz es ersehnt: Blumen
flogen durch den Kaum, leise Musik und ferner Gesang
wurden hörbar, und Geister jüngst Verstorbener ließen
ihre Stimmen vernehmen. Norwegisch sprachen sie zwar
nur „Ja" und „Nein", aber die Kommission fand nichts zu
enthüllen und die Gemeinde des Mediums jubelte. Am
zweiten Tage aber begann sich die Kommission für das Geister-
bprachrohr zu interessieren. Denn das Merkwürdige ist,
daß die Geister nicht direkt in die Luft sprechen, sondern
aus einem auf dem Fußboden des Zimmers plazierten, einen
Meter langen Sprachrohr.
Und es kam der dritte Tag der Sitzungen. Und
Prof. Birkeland nahm dicht neben dem Medium Mrs. Wriedt
Platz, und als die Dunkelheit im Zimmer eintrat, da ergriff
Prof. Birkeland die beiden Hände des Mediums, hielt sie
fest und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf das
Geistersprachrohr, Zehn Minuten vergehen und fünfzehn
und keine Blume fliegt durch das Zimmer und die Geister
bleiben stumm. Da, nach zwanzig Minuten, sehen alle ein
Phosphoreszieren am Geistersprachrohr, aber Prof. Birkeland,
der scharf aufhorcht, hört auch etwas vom Geisterrohr her,
nämlich einen ganz leisen Knall wie von schwachen Explosivkörpern
. Er springt auf, dreht das elektrische Licht auf,
eilt zum Geisterrohr und die Kommission konstatiert, daß
auf dem Sprachrohr jene dampfartige Feuchtigkeit lagert,
die sich nach jeder Explosion einstellt. Die Kommission
stellte diese merkwürdige Erscheinung von explodierenden
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