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612 Psych. Studien. XXXIX. Jabrg. 10. Heft. (Oktober 1912.)
im Reiche des Geistes, von Schiller, der durch die ausströmenden
Gase faulender Äpfel (mit viel CO2) erregt wurde, von
Goethe, der in seinen Arbeiten von der Spannung der C O -
in der Luft abhing, von Kant, den der Geruch gegessenen
schwarzen Brotes in seinen Vorlesungen alterierte, von so
vielen, die der Genuß geistiger Getränke zum Arbeiten anregt
. Der Lösung dieser Rätsel am nächsten stand wohl
Goethe. Er wurde ungesucht durch Beobachtungen an sich
selber der Vater der Meteorologie. Durch meteorologische und
psychologische Beobachtungen bin ich darauf geführt worden,
eine allerdings unwissenschaftliche PsycLometrie für mich
festzustellen, die bis zur Vorausberechnung des Ganges der
Arbeit bei Lehrern und Schülern auf Stunden hinaus geht
und sich auch auf einzelne Fächer erstreckt.
Was für eine Perspektive für Entdeckung und voraussichtliche
Entwicklung von Krankheiten aus derartigen Beobachtungen
sich ergeben würden, dafür hätte ich auch
Beispiele, will aber dem Arzt nicht „ins Handwerk pfuschen*.
Alle größeren Kulturgenossenschaften bemerkten den
Einfluß der Nahrung anf die Seelen ihrer Mitglieder. Buddha
verbot seinen Anhängern das Weintrinken mit der Begründung
, es mache den Menschen zum Narren. Desgleichen
Mohammed. Die beiden Religionsstifter erkannten den Einfluß
der in der Hitze sich übermäßig schnell entwickelnden
und schwer abziehenden C O 2. Mose ließ das Weintrinken
frei, soweit es sich nicht um die Aktionäre geistlicher
Werke, um Priester und Naziräer handelte. Dagegen verbot
er den Genuß des Fleisches von Tieren, deren Fleisch
infolge ihrer Nahrung und ihres Aufenthalts rasch CO2
entwickeln mußte, (3. Mos. 11) mit der Begründung: „Macht
eure Seelen nicht zum Scheusal". Den Sauerteig scheint
er aus Not, nicht aus innerm Drang gestattet zu haben.
Das Christentum hob die Nahrungsgesetze auf mit den zwei
Ausnahmen von der Enthaltung vom Erstickten und vom
Blut (Ap. G. 15, 20j. Die buddhistische, mosaische und
islamitische Religion hatten ihre Speisen- und Getränkekarte
einseitig auf das Klima ihres Landes zugeschnitten. Die
Stifter der christlichen Religion gaben mit Recht Essen und
Trinken frei, und so konnte ihre Religion sich zur Weltreligion
entwickeln wie keine andere von früherer Zeit.
Als die mittelalterliche Kirche den Speisezettel ihrer Anhänger
wieder einer Durchsicht und Korrektur unterwarf
und zwar zu Gunsten der Südländer, konnte das nur zum
Widerspruch und Abfall der nordischen Völker führen.
Neuerdings suchen sich wieder derartige exotische Einflüsse
bemerkbar zu machen, voraussichtlich mit wenig Erfolg.
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