Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 671
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Schwanse: Soll das Gesetz die Philosophie beherrschen? 671

des anderen. Werden diese Dogmen von Philosophievertretern
der wissenschaftlichen Hechts-, Gesundheit®- und
Religionspflege gegen eine Person in Nutzanwendung gebracht
, so ist nach dem Gesetz der Tatbestand amtlicher
Rechtsbeugung erfüllt, den das Gesetz, außer mit Schadenersatz
, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft sehen will.
Wohl wissend, daß dort, wo der Denkprozeß sich in falschen
Bahnen über Wahrheit und Recht bewegt, das Gesetz nicht
erfüllt werden kann, ist es diesen Pseudoweisen der Philosophie
leicht, die dem Gesetz zugrunde gelegte Kraft durch irre
geleiteten Glauben zu beugen, zu entwerten und somit für
den Nächsten göttliche Vorsehung unerkannt spielen zu
können. Das Gesetz erhält nur Rechtskraft aus der Philosophie
, die darin zur Geltung gebracht wird; ist diese falsch, so
wird das Gesetz entwertet und gebeugt. Nicht einem unergründlichen
Ratschluß Gottes ist das Leben unterworfen,
sondern der im jeweiligen Glauben sich äußernden Geistesenergie
, „Gott" genannt.

Das Gesetz ist die Richtschnur für die innere Stimme
des Gewissens. Wer sich in seinen Worten dem Nächsten
gegenüber in gesetzlich unzulässigen Bahnen bewegt,
den treibt die Stimme des Gewissens zur Verteidigung
einer falschen Philosophie, wenn er die Erkenntnis besitzt,
daß der Glaube oder die Sanktion seiner Worte des Gesetzes
Kraft beherrscht. Nie kann das Gesetz einem Menschen
Rechtfertigung gewähren; diese erfolgt stets durch Sanktion
im Glauben, dem Gesetz durch diese Kraft gebend. Die
Philosophie gewährt dem Gesetz allein nach Art der im
Glauben sanktionierten wahren oder unwahren Dogmen
Wert oder entwertet dieses. Wo eine zwiespältige Philosophie
geduldet ist, bleibt die niedere Intelligenz der höheren
nach Willkür als Spielzeug unterworfen. Nicht das Gesetz
kann vor Rechtsbeugung schützen, sondern der sanktionierte
Glaube im Einklang mit der Mehrheit und dem Buchstaben
des Gesetzes in der Erkenntnis des Naturgesetzes philosophischer
Lebenskraftverschiebungen im Glauben fußend.

Nach dem Gesetz der Natur steigt und fällt
des Menschen Nerven- oder Lebenskraft nach
dem Grad der ehrenden oder entehrenden Leu-
mundsveranderung durch Glaubensanregung
im Wort. Gesetzwidrige ehrverletzende Behandlung des
wirtschaftlich Schwachen durch den Starken hemmt schon
die Erwerbskraft beträchtlich; durch schwerwiegende Leumundsveränderungen
werden die stärksten Nervenkraft-
veränderungen ausgelöst. Diese Erkenntnis der Naturgesetze
ist die Basis für alle Machtenfaltungen religiösen

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