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674 Psycb. Studien. XXXIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1912.)
und Gesetz zeigt den Willen zum Betrüge. Philosophische
Willensbetätigung im Wort unter der Richtschnur des Gewissens
, der Wahrheit und dem Gesetz ist die Pflicht, die
jeder dem Nächsten gegenüber zu erfüllen hat, um diesen
und sich selbst vor dem Übel der Schwäche im Existenzkampfe
ums Leben, dem Gesetz entsprechend, vor der
schwersten Rechtsbeugung durch erzeugten Irrglauben
schützen zu können. Nicht die Philosophie darf das Gesetz
beherrschen, sondern das Gesetz ist gegeben, um über alle
philosophischen Rechtsentgleisungen höhere Rechtskraft ausüben
zu können. Mit der Duldung einer zwiespältigen
Philosophie ist auch die Duldung einer willkürlichen Gesetzesauslegung
verbunden. Die sozialen Gegensätze sind
am wirksamsten durch Ausstoßung aller Tatsachendogmen
aus der Philosophie zu bekämpfen. Jeder soziale Fortschritt
muß der falschen Philosophie Vertretung im Kampfe
abgerungen werden. Diese ist die alleinige Ursache der
berechtigten und unberechtigten Unzufriedenheit.
(Schluß folgt.)
III. Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Hat Christus gelebt und lebt er noch heute?*)
Die Frage „Hat Christus gelebt?" ist in den letzten
Jahren viel erörtert worden, besonders seit dem Auftreten
des Professors Drews, der einen verneinenden Standpunkt
diesem Problem gegenüber einnimmt. In dem lebhaften
Für und Wider, das um die Frage entstanden ist, scheint
die Wage sich immer mehr nach der Seite des Für zu neigen.
Die Zahl der Stimmen, die für die Geschichtlichkeit der
Person Jesu eintreten, ist neuerdings um eine sehr beachtenswerte
vermehrt worden. Der Verfasser der bekannten
Werke: „Der geniale Mensch % „Eine neue Faust-Erklärung"
und „Hamlet, ein Genie", Dr. Hermann Turck, hat seine
Stellung zum Christusproblem in Vorträgen dargelegt, die
im Winter 1911.12 zu Schwerin i. M. gehalten wurden und
*) Türck, Dr. Hermann: „Hat Chiisti^ gelebt und lebt er noch
heute?" Verlag der Still ersehen flofbuehhaudlung (Johann
Albrecht Strenge}. Schwerin i M. 71 leiten. Preis 1,50 Mk.
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