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Peter: Die Phantome der Toten. 705
wieder anzureden, aber sein Ausdruck wurde allmählich
weniger schmerzlich. Seitdem sie das Kloster verlassen
hatte, zeigte sich das Phantom nicht mehr. —
Bozzano bemerkt, daß es interessant wäre, zu wissen,
ob jene Nonne — denn deren Existenz hatte man festgestellt
— in jenem Moment sich des Vorganges bewußt
war, oder ob sie in einem anormalen Zustand sich befunden
hat. Allein es gelang dies nicht, denn sie gehörte nicht
demselben Kloster an! Schwester Columbia, welcher
Minnie den Vorfall erzählt hatte, starb kurze Zeit darauf.
Prof. Barrett fügt bei, daß er diesen Fall für den
interessantesten aller, die er je gehört habe, hält. Er kennt
das junge Mädchen und steht für die Genauheit und
Wahrhaftigkeit seines Berichtes ein. „Der Umstand," sagt
Prof. Barrett, „daß sie sich in einem Kloster eingeschlossen
befand, als die Vision ei schien, also an einem Orte, an dem
kein Gerücht von außen eindringen konnte, außer durch
Briefe, die übrigens zuerst von den Nonnen geöffnet und
gelesen wurden, macht das Vorkommnis zu einem fast
„idealen Fall" und er wäre es noch mehr, wenn Schwester
Columbia noch gelebt hätte, um ihn zu bezeugen. Ich
kann nicht sehen, wie man einen solchen Fall mittels
„Telepathie unter Lebenden" erklären kann, wenigstens nicht,
ohne noch viel schwierigere,Annahmen zu wagen, als bei
der Hypothese der Fortdauer der Personalität — wäre es
auch nur einige Zeit - nach dem Tode des Körpers/
Fünfter Fall (aus „Light* 1900, S. 24): Die
Ei zählerin ist Mrs. Mary Mack Hall. Sie berichtet, daß
in einer Sitzung mit dem Medium Mrs. Brenchley sich eine
Persönlichkeit manifestierte, welche angab, der Geist eines
Verwandten zu sein. Er enthüllte durch den Mund des
Mediums Tatsachen und Vorfälle, welche jenen betrafen,
und gebrauchte dabei dessen charakteristische Ausdrücke.
Trotzdem war Mrs. Mack Hall noch nicht befriedigt und
bemerkte, daß nichts gesagt worden sei, daß sie nicht selbst
wußte, so daß alles durch Gedankenübertragung erklärt
werden könnte.
„Ich bemerkte indes/ schreibt sie, „in seinem Gespräch
eine Phrase, welche er immer wiederholte, fast wie einen
Refrain, und die doch der gewöhnlichen Denkungsweise
des Verstorbenen so entgegen schien, daß ich jenen Satz
für ein Produkt des Unterbewußtseins des Mediums hielt.
Die Phrase lautete „Die Ehre Gott, von dem alles Gute
kommt.44 Nun mein Verwandter, ein sehr gebildeter und
sehr zurückhaltender Mann, hatte nicht die Gewohnheit,
derartige Ausdrücke zu gebrauchen.
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