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Peter: Die Phantome der Toten.
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desselben sagte: „Wenn du wirklich die kleine Ida bist, so
beweise es uns dadurch, daß du irgend einen Vorfall aus
deinem Leben angibst, welchen nur du und Frankie kennen."
Ein kurzes Stillschweigen, wie wenn das Mädchen die Vergangenheit
überdacht hätte, dann schrieb die Planchette:
„Frank, erinnerst du dich nicht des Tages, an dem du uns
in Springfield besuchtest und wir uns mit der Schaukel
vor der Haustüre unterhielten; es kam ein Herr von der
Straße her und schenkte uns eine Stange . . . .* Hier
schien plötzlich die Kraft zu fehlen und man erhielt nichts
mehr.
Da wir aus dieser Mitteilung keinen Schluß ziehen
konnten, fragte meine Freundin den jungen Frank. Zuerst
noch in seine Lektüre vertieft, erinnerte er sich an nichts;
aber einen Moment später leuchtete die Erinnerung in ihm
auf: „Ja, ja, es ist wirklich wahr,* rief er, „als ich das
letzte Mal den Großvater besuchte, da Ida noch lebte,
unterhielten wir uns vor dem Hause und, während Ida mit
der Schaukel spielte, kam ein Herr vorüber; er sprach mit
uns und schenkte jedem eine Stange Zucker. Dies schien
uns sehr komisch, weil wir ihn gar nicht kannten.*
Bei näherer Überlegung kam ich zu der Ansicht, daß
die Planchette absichtlich bei dem Worte „Stange* angehalten
wurde, um dem Jungen selbst das Finden der
Hauptsache zu überlassen, daß es sich nämlich um eine
Stange Zucker handelte. Heute noch begreife ich nicht,
wie man das Ganze mittels Telepathie erklären kann,
zumal Frank allein Kenntnis von jener Begebenheit hatte
und dieser ganz mit seiner Lektüre beschäftigt war und sich
überdies nicht sofort an das Geschehnis erinnern konnte.
Auch muß bemerkt werden, daß letzteres wohl mehr geeignet
war, einem jungen Mädchen Eindruck zu machen,
als einem Knaben.
Zwölfter Fäll. Obwohl dieser Fall sehr bekannt
ist, mußte er doch gebracht werden in Anbetracht der
Zeugen, auf welche er sich stützt, und der Schärfe, mit der
er von Aksakow und Myers analysiert wurde. Er
wurde ursprünglich in den „Psych Studien*, Februar 1889,
S. 67 veröffentlicht.
Alexander Aksakow erzählt, daß Mlle. Emma Stramm
von Neuchätel in der Schweiz einen Heiratsantrag von
einem gewissen Auguste Duvanel erhielt. Sie liebte den
Mann nicht und, da ihre Eltern die Heirat begünstigten,
ging sie lieber als Gouvernante in das Ausland, ehe sie ihr
Jawort gab. Sie fand eine Stelle bei dem Ingenieur
Kaigorodoff in Wilna (Rußland). Dies war 1881. Von da
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