Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 738
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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738 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1912.)

seits aus den oben aufgestellten drei Vordersätzen hervor-
geht. Er lautet: „Das, was ich meinen Körper nenne, kann
mir nicht das unmittelbare Ich-Bewußtsein gegeben haben,
da ich diesen Körper selbst erst vermittelst der in meinem unmittelbaren
Ich-Bewußtsein schon vorhandenen Fähigkeiten
des Empfindens und Denkens wahrnehme." Dieser Satz ist
richtig, wenn die Prämissen richtig sind; und daß diese
richtig sind, wird niemand bestreiten.

Für die Richtigkeit dieses Satzes spricht die ganz unmittelbar
empfundene Tatsache, daß mein „Ich" meinen
„Körper" als „Objekt" betrachtet und nicht umgekehrt der
Körper mein „Ich". Wäre mein Körper das Primäre, aus
welchem dann das unmittelbare Ich - Bewußtsein als
Sekundäres oder gleichsam als eine bloße Funktion oder
Eigenschaft des Körpers hervorgegangen ist, so müßte doch
logischer- und natürlicherweise der Körper als erstes das
Subjekt bilden und mein unmittelbares Ich - Bewußtsein
als sein Werk als Objekt betrachten können. Die unmittelbar
einzusehende innere Unmöglichkeit dieser Vorstellung
zeigt ohne weiteres, daß das nicht richtig ist.
Ebenso liegt auf der Hand, daß das Bild von dem Spiegel,
den der Körper sich im unmittelbaren Ich-Bewußtsein geschaffen
hat, um sich zu „bespiegeln", falsch ist. Denn es
entspricht gar nicht den tatsächlichen Vorgängen. Erstens
weiß ich absolut nichts davon, daß der Körper sich das unmittelbare
Ich-Bewußtsein geschaffen hat, und zweitens ist
der Vorgang gar nicht der, daß der Körper sich in dem
„Spiegel* des Bewußtseins sieht, sondern der Körper wird
von meinem Ich - Bewußtsein gesehen. Der „ Spiegelu ist
also durchaus das lebendige, aktive — kein Instrument —,
während der Körper das passive ist. Wenn nun auch
durch die Aufzeigung der Unrichtigkeit eines Bildes noch
nicht gezeigt ist, daß die Sache selbst falsch sein muß, so
ist damit doch zur Aufhellung und Beurteilung der tatsächlichen
Verhältnisse beigetragen. Denn Bilder, weil anschaulich
, haften leicht im Gedächtnis; sind sie aber falsch,
so sind sie ganz besonders geeignet, unsere Vorstellungen
über eine Sache zu verkehren und zu verdrehen.

Ein Einwand von scheinbar größerem Gewicht ist der,
daß mein unmittelbares Ich - Bewußtsein zeitlich offenbar
später entstanden sein muß, als der Körper. Während ich
von meinem Körper mit annähernder Gewißheit sagen kann,
daß er zu einem gewissen Zeitpunkt im Mutterleibe zu entstehen
beginnt, könne nicht bestritten werden, daß mein
unmittelbares Ich-Bewußtsein sich erst später im Laufe der
Kindheitsjähre bei mir eingestellt hat. Und daraus wird


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