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752 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1912.)
sehen Anschauungsweise so Widersprechendes, wie das Versehen
, zugeben, kann vom Kinde bis zum Greise wartend
sterben. Kapp weist an anderen Orten darauf hin, wie die
Wissenschaft erst seit Erfindung der elektrischen Tele-
graphie das Verständnis für die Willensfortpflanzungen in
den Nervenbahnen fand, und daß sie das zugesteht. Und
sollte nicht im nämlichen Verhältnis die drahtlose Tele-
graphie ihr Licht werfen auch auf Wirkungen des Willens
und der Gemütsbewegung, welche ohne -Nervenbahn sowohl
innerhalb desselben Körperorganismus, wie aus ihm hinaus
in Nähen und weiteste Fernen sich zutragen? Die Tele-
graphie ohne Draht verdient auch für die Fälle erster Art
die vergleichende Beachtung, nachdem sie von du Prel
schon für die unmittelbar „odisehen* Beziehungen zwischen
Mutter und Kind ebenso herbeigezogen wurde, wie für die
Telepathie. (Vgl. „M. a. N.\ I, S. 24.)
5) Zur Telepathie gelangen wir jetzt in der besonderen
Art des Doppelgängers. Die mehr als hundert Seiten,
welche du Prel diesem außerordentlichen Phänomen mit
eindringender Gründlichkeit widmete, sind von Ohler nicht
ebenso aufgenommen worden. Er stellt es so dar, als ob
nach du PrePs Ansicht „die organisierende Funktion der
Seele dabei austrete* (!), also dann nicht mehr im
Menschenkörper, sondern allein in seinem Doppelgänger,
der übrigens in den meisten Fällen seines Erscheinens
nicht als Materialisation, sondern als eine durch Fernwirkung
herbeigeführte Wahrhalluzination anzusehen ist, vorhanden
sei. Das ist ganz falsch. Nach du Prel ist „die organisierende
Funktion auf beide Zwillinge [das heißt den
lebendigen Leibesorganismus und den Doppelgänger] mehr
oder minder gleichmäßig verteilt* und das hellere Bewußtsein
ist von Fall zu Fall bald hier, bald dort. („Monistische
SeelenlehreÄ, S. 172.) Die Tatsache det Doppelgängerei
räumt Ohler mit Beziehung auf die Experimente
von Rochas und Durville ein; allein er sieht in ihr
eine „stoffliche Absonderung* des Körpers, die unter Einwirkung
der menschlichen Gei^testätigkeit sich von ihm
trenne, wie der Duft von der Blume. Die Verdoppelung
ihres farbigen Bildes bringt freilich 'die Blume niemals
hervor! Und wie kommt es denn, daß die geistige Einwirkung
für die Doppelgängerei, die Ohler zugibt, solche
Macht über den Leib besitzt, daß sie ihn verdoppelt? Wenn
der Geist nur Auhängsel des ihn erzeugenden Leibes ist,
woher die Möglichkeit, daß er mit ihm schaltet, wie die
Hand mit dem Stempel, und ihn vervielfältigt, mitunter in
mehreren Abdrücken? Liegt es da wirklieh nicht am
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