Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 26
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0030
2tf Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1913.)

siastisch Gefeierten, zur Romantik zu rechnen, was nicht
ganz richtig ist; aber dieser preußische Dichter ist ein
Zeugnis dafür, welche umwälzende Tat Kant getan hat,
denn Kleist hat die Tragik der Kant'schen Erkenntnis
für den nach absoluter Wahrheit Strebenden am schwersten
erfahren; er ist innerlich darüber zerbrochen. Und schließlich
die Romantik selbst: sie wäre unmöglich ohne Kant, denn
sie ist sein Gegenpol, sie ist die Opposition der Gefühlswelt
gegen die reine Vernunftswelt, der Gefühlsethik
gegen die reine Vernunftethik, der Phantasie gegen die
Erkenntnis, die Regel. Daß die Klassik und die Romantik
die Grundlage des 19. Jahrhunderts, die Grundlage unserer
Zeit sind, bedarf keiner Erörterung: an den äußerlichsten
Dingen wie dem Aufbau unserer Schulen, unserer Universitäten
, ja auch unseres politischen Lebens (Scharnhorst,
Hardenberg, Freiherr von Stein usw.) ist das offenbar.

Was bedeutet nun Kant, der jenen Zeiten Fundamen-
tator war, für die Gegenwart ? Haben wir uns zu versenken
in seine Ideenwelt? Haben wir seine Vernunftkritik als
unser Ideal zu betrachten und unsern Idealismus kantisch
zu begründen? Müssen wir unsere Ethik nach ihm regulieren
und nehmen wir persönliches Leben von ihm? Soli die
Kanterneuerung eine einzelne sein, d. h. sich nur auf bestimmte
Bildungsstände, auf die geistigen „Upper ten" beschränken
, oder sollen wir Kant's Erkenntnisse und Gedanken
, Kant's Sittlichkeitslehre popularisieren, dem Volke
zugänglich machen nicht in seiner abstrakten, sondern
in einer praktischen Form? Das sind Fragen, die sich noch
häufen lassen, an die sich noch unzählige auknüpfen, Fragen,
die wir mit einem Ja beantworten müssen und denen wir
ebenso notwendig auch ein Nein entgegen bauen können.
Diese Fragen können wir nicht zur absoluten Norm machen.
Wir müssen auf die Zentrale zurückgehen, ans der sie
stammen

Und das ist Kant! Im umfassendsten Sinne dieses
Namens, dieses Wortes. Der umfassendste Sinn ist aber
die von dem Philosophen entdeckte und bewiesene Erkenntnis
von den Grenzen alles menschlichen Denkens und
damit auch Seins und Handelns; daß wir die Welt nur so sehen,
wie sie uns erscheint, und nicht, wie sie außerhalb von uns,
wenn wir uns aus der Welt wegdenken, wirklich, an sich
ist; daß es keine absolut gültigen, sondern nur menschliche
Wahrheiten gibt und daß die Religion ein Gebiet ist, das
mit der menschlichen Vernunft nichts zu tun hat, über
menschliche Vernunft hinausgeht, daß es also in der Religion
keine Gewißheit gibt durch die Vernunfterkenntnis, sondern


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0030