Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 33
(PDF, 209 MB)
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Stekel: Moderne Traumdeutekunst.

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dem Felde und nieine Garbe richtete sieh auf und stund;
und eure Gaben wieder neigeten sich vor meiner Garbe.*

Die Brüder deuten diesen Traum sofort dahin, daß
Josef sie überragen sollte: „Sollst du unser König werden
und über uns herrschen?44 Auch wir Kinder der neuen
Zeit könnten diesen Traum nicht anders deuten. Nur daß
wir aus diesem Traum den Schluß ziehen, ein Ehrgeiziger
habe ihn geträumt. Und da Ehrgeizige es bekanntlich sehr
weit bringen, wenn sie die nötige Klugheit mit nicht erlahmender
Energie verbinden, so könnten wir fast günstige
Schlüsse auf die Zukunft eines Menschen ziehen, der in
seiner Jugend von solchen Träumen erfüllt ist. Auch
der zweite Traum Josefs ist ein solcher Ehrgeiztraum:
„Mir deuchte, die Sonne und der Mond und die elf
Sterne neigten sich vor mir. ' Dieser Traum sollte sein
Verderben werden und war der Anfang seines märchenhaften
Glückes. Ebenso wunderbar sind die weiteren
Deutungen Josefs: , Die sieben häßlichen, mageren Kühe,
welche die sieben schönen, fetten Kühe auffressen44, wurden
von ihm genialerweise als sieben magere Jahre der Hungersnot
, die den sieben letten Jahren der Fruchtbarkeit folgen
würdeu, gedeutet.

Alle diese Deutungen zeigen uns ein wunderbares Erfassen
der Traumsymbolik. In gleichen Bahnen bewegte
sich die Deutekunst der Griechen, von der ich hier zwei
Beispiele aus dem Artemidoros anführen will. „Es träumt
jemand, er wäre mit einer Kette an das Postament des
Poseidon am Isthmos gefesselt. Er wurde Poseidonpriester;
denn als solcher mußte er vom Orte des Heiligtums unzertrennlich
sein.44 Dieser Blick in die Zukunft ist ebenso
wohlfeil, als die nächste Prophezeiung des Artemidoros, die
ich bald mitteilen werde, iis wird keiner Priester, der es
nicht vorher lebhaft wünschte, es sei denn, er würde dazu
gezwungen werden. . Der zweite Traum aus dem Artemidoros
zeigt uns eine Symbolik, die uns noch des öfteren
beschäftigen wird. Das Sexuelle wird in diesem Traumgesichte
als Fleisch dargestellt. Das Fleischliche im Menschen
durch das Fleisch eines Tieres. „Einer träumte, daß er sein
eigenes Weib verführe und abopfere, das Fleisch einschrote
und feilbiete, und daß ihm daraus ein großer Gewinn erwachse
. Darauf träumt er, er empfinde darüber Freude
und mache den Versuch, das zusammengebrachte Geld, um
dem Neide der Umstehenden zu entgehen, zu verstecken ..
„Dieser Mann verkuppelte sein eigenes Weib und zog aus
der Schande Gewinn. Diese Einnahmequelle erwies sich
für ihn zwar als sehr ergiebig, war aber aogezeigt, geheini-

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