Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 37
(PDF, 209 MB)
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Stekel: Moderne Traumdeutekunst.

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logie, und eine Erscheinung, wie der Traum, kann heute
selbstverständlich nicht mehr anders als unter psychologischen
Gesichtspunkten aufgefaßt werden. Der Traum
ist eine der Lebenserscheinungen unseres Geistes, ein
Stück unseres Bewußtseinslebens, und er muß irgendwie
den Gesetzen des Seelenlebens unterliegen. Der Standpunkt
des alten Traumdeuters ist frei von aller Psychologie,
wie der naive Mensch auf die psychologischen Fragen überhaupt
garnicht kommt. Ihm ist die Welt eben die Welt,
noch hat keiner gefragt: „Wie komme ich zur Welt und
wie kommt die Welt zu mir? oder: „Ist die Welt wirklich
so, wie sie sich mir kund gibt? oder gar: „Ist denn da
überhaupt eine Welt?* Und wenn die Frage für das
Leben noch nicht getan ist, weshalb sollte sie für den
Traum auftauchen? Da ist doch ebensogut eine Welt, die
ich sehe, wie ich im Wachen die Dinge sehe, und wenn
dem schlafenden Achill sein erschlagener Freund erscheint,
so kommt der Recke, dem psychologische Probleme so fern
wie möglich liegen, selbstverständlich nicht auf den Gedanken
, daß die Erscheinung etwas Anderes bedeuten könnte,
als daß da wirklich der Freund ist, und da der ja erschlagen
ist, so ist es eben der Geist des Freundes, der vor ihm
steht. Die Bedeutung des Traumerlebnisses erweist sich
damit als recht bedeutsam für die menschliche Kulturentwicklung
: hier ist der Ursprung des Glaubens an ein
Fortbestehen in Gestalt eines Geistes oder Schattens.

Uns ist der Traum eine Erscheinung, die lediglich dem
Innenleben angehört. Wir wissen, daß wir im Traume
durchweg Opfer einer Täuschung sind. Wir fürchten uns
nicht mehr vor unseren Träumen. Aber hier liegt doch
zweifellos ein Problem vor: Wie kommt es denn, daß wir
der Schein weit des Traumes so widerstandslos unterliegen
und uns Nacht für Nacht trotz unserem besseren Wissen
durch den Mechanismus der Traumbildung so gläubig in
eine Welt versetzen lassen, die erst im Augenblick des Erwachens
vor unserer besseren Einsicht zerrinnt? Man kann
ja auch im Wachen „träumen % man kann sich mit offenen
Augen ins Märchenland versetzen. Aber da fehlt der Glaube.
Das psychologische Problem des Traumes lautet: Wie kommt
es, daß der Träumende aus den Bildern, die ihm der Traum
bringt, eine Wirklichkeit macht, während doch unser Geist
im Wachen zwischen Wirklichkeit und Bild so sicher unterscheidet
, daß da kaum einmal Irrtümer unterlaufen?

Die naheliegendste Antwort auf diese Furage gab der
Vergleich mit anderen Fällen an die Hand, wo eine ähnliche
Täuschung vorkommt. Es gibt zahlreiche Geistes-


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