Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 40
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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40 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 191-.)

Wenn ich eine Melodie wirklich höre, so drängt sich
dieser Eindruck mir von außen mit solcher Sicherheit, mit
solcher Bestimmtheit seiner Einzelheiten auf, ich höre ganz
genau, aus welcher Richtung die Töne stammen, und ich
unterscheide nicht nur die Melodie, sondern auch den
Klangcharakter des Instruments. Das alle-? zusammen gibt
eine absolute Gewißheit der Wirklichkeit. Stelle ich mir
dagegen eine Melodie vor, so ist es lediglich der melodische
Tonfall der Töne, was sich meinem Vorstellungsvermögen
darbietet, es fehlt die Einordnung des Eindruckes in die
große Zahl gleichzeitiger Eindrücke, und ich zweifle keinen
Augenblick, daß ich die Melodie nur vorstelle. Erscheint
nun aber dieselbe Vorstellung im Traum, so fehlt meinem
ruhenden und von allen äußeren Eindrücken abgeschnittenen
Geiste jede Vergleichsmögliehkeit, es ist nichts da, vor dem
sie verblassen müßte, die Melodie steht allein vor meinem
Geist, die Stärke der Erregung muß überschätzt werden,
und da der Geist gewohnt ist, in jedem Augenblick eine
Außenwelt vor sich zu haben, so nimmt er, was sich ihm
darstellt, als eine solche, al>o als Wirklichkeit, was nur
Verstellung ist, hin.

Es ist also durchaus kein Reichtum, vielmehr eine
Armut, was aus den Vorstellungen Träume macht, an die
wir glauben. Im Augenblick des Erwachens zerrinnt die
Scheinwelt vor der kritischen Vergleichung mit den Eindrücken
der Wirklichkeit. Unser Geist besitzt überhaupt
keine absoluten Maße, er ist nur imstande, von Augenblick
zu Augenblick zu vergleichen. Haben wir eire süße Speise
gegessen, so erscheint uns ein darauf folgendes saures
Kompott, das im* sonst angenehm sauer schmeckt, unerträglich
. Es i<M: dasselbe Gesetz, vermöge dessen wir
einen Millionär nicht mit einem Taler beglücken können,
der einen Bettler entzückt. —

Was ist nun der Traum unter den jetzt gewonnenen
Gesichtspunkten *? Er ist keine besondere Leistung unseres
Geistes, er schafft überhaupt nichts Neues, sondern er verbindet
nur Dinge, die keinen inneren Zusammenhang haben.
Es gibt deswegen keinen in sich abgeschlossenen Traum,
den man zu deuten unternehmen könnte, sondern es gibt
nur ein Träunen, ein durch kein Gesetz geregeltes Aneinanderreihen
der Situationen, die durch die nebensächlichsten
Merkmale miteinander in Beziehung kommen.
Ein Grundmotiv können wir aus diesen unabsehbaren
Reihen nicht herausdeuten, wir können es höchstens hineindeuten
, und als eine solche künstliche Hineindeutung von
Motiven, die gar nicht darin liegen, gilt auch der Mehrzahl


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