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Reichel: Mr. Podmore über Besessenheit.
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schaftler — und du öffnest eine Möglichkeit für einen
fremden Einfluß, der die Tatsache der Besessenheit entscheidet
. Es ist das keine Theorie, die Dr. Hyslop unterstützt
, aber sie berechtigt ihn, gegen die Opponenten des
Spiritualismus aufzutreten, und er tut es mit scharfer Beweisführung
. „Denn," so sagt er, „wenn wir annehmen, daß Telepathie
solch ein Vorgang ist, wie ihn diejenigen beschreiben,
welche die spirituellen Theorien beiseite setzen wollen, so hat
sie sehr ernste Haftbarkeit („liabilities") für Besessenheit. Und
seltsam, es ist Mr. Podmore, der uns rechtfertigt, wenn wir
die Möglichkeit der Besessenheit in großem Maßstabe aufstellen
, mit der Hypothese, die er aufstellt, um die Geister
loszuwerden." —
Mr. Podmore hatte mit der Tätigkeit des Geistes auf
einen anderen zu rechnen und daher die Realität der Idee
der Besessenheit zuzugeben, die er und seine Anhänger so
begierig waren loszuwerden.
Ein heilkräftiger Glaube, der Wissenschaft
und Gemeingut werden könnte.
(Bericht über eine außergewöhnliche Neuerscheinung
im modernen Kulturleben.)
Von Theodor Eudert (Berlin-Halensee).
Vermöchte wohl die Erde, ohne daß es ein „soziales
Elend44 gäbe, all ihre Bewohner zu ernähren, wenn die sogenannte
„ Menschennaturtf eine andere wäre: wenn unsere
Losung lautete: „Nach dem Maß des wirklich notwendigen
forschen" statt- „So viel wie erreichbar an uns bringen"?
— Zweifellos. Man kann das ganze Leben dem Gebahren
eines Theaterpublikums vergleichen, dessen sich durch
Feuersgefahr eine Panik bemächtigte. Wäre nicht die verhängnisvolle
Furcht eines jeden vor dem Zukurzkommen,
die ihn seine Bedürfnisse durch ein mehr oder weniger
starkes Vergrößerungsglas anschauen läßt, so wäre allen
geholfen, so gäbe es bald keine unsachgemäße Verteilung
der Güter mehr und zugleich keine der so mannigfachen
Selbstschädigungen durch das Zuviel.
Das ist der Punkt, von dem ein jeder ausgehen muß,
der die praktische Bedeutung dessen verstehen will, was
man den Glauben nennt, die Religion. „Glauben", ganz
allgemein gefaßt, heißt nichts anderes, als eben jene
sogenannte Menschennatur für bloße Verblendung, für
Unnatur halten, die sich rächt und zwar noch auf andere
Weise, als durch das Endergebnis sozialen Elends und in-
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