Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 45
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Kiidert: Ein heilkräftiger Glaube, der Gemeingut werden könnte. 45

Wege als dem der Selbsterhaltung im Glauben einen Ausgleich
herzbeizuführen oder herbeizuwünschen, alles Bedürfnis
, mit dem Nächsten oder mit Gott zu „hadern", wodurch
ja jene Gleichgewichtsstörung, die dann weiterhin
alle verhängisvoll zurückwirkende rnvernunft in der
Körperbehandlung zeitigt, erst entsteht, kurz es muß die
Frucht des Glaubens jener Geist bedingungsloser Nächstenliebe
und Gottergebenheit sein, der uns gleichzeitig alles
Kopfzerbrechens über bestimmte Verhaltungsmaßregeln, aller
unduldsamen Abhängigkeit von Weltanschauungs- bezw.
Jenseitshypothesen und aller unwürdigen Anlehnungsbedürftigkeit
, Unselbständigkeit des Denkens und Handelns
überhebt, — in dem daher „hanget das ganze Gesetz und
die Propheten" (Matth. 12).

Kein anderer Glaube kommt als heilkräftig in Frage;
ebenso unzweifelhaft aber ist es, daß derselbe trotz
alledem nicht Wurzel fassen kann, wo er nicht auch genau
als dasjenige verstanden wird, was er sein will, und dieses
Verständnis hat aus ganz bestimmten Gründen bisher der
Allgemeinheit gefehlt.

Zum „äußerlichen44 Glück im Sinne des geschilderten
Glaubens gehört nämlich, wie gesagt, auch das Wohlbefinden
des sogenannten „auimalischen Bewußtseins im Menschena
oder der „Seele", welch letztere Okkultismus, Metaphysik
und Mythologie gelegentlich „Geist" nennen, ungenauer
Weise. So lange nun keine exakte Wissenschaft den
eigentlichen Geist, das heißt die spezifisch menschliche
Welt der „Abstraktionen" oder „Begriffe", die noch viel
ausgesprochener ^immateriellen Charakters" ist und deshalb
gewöhnlich mit dem „Göttlichen" verwechselt wird, trotzdem
als durchaus reales, gesetzmäßig funktionierendes und eben
jenem animalischen Bewußtsein selbständig gegenüberstehendes
Etwas nachgewiesen hatte, mußte notwendigerweise
der ganze Begriff des „Innenglücks", als dessen
Träger ja der „eigentliche Geist" gekennzeichnet wurde,
theoretisch völlig in der Luft schweben und konnte infolgedessen
eine klare Formulierung jenes Gesetzes vom unmittelbaren
Selbstausgleich, wie man ihr hier begegnet ist,
nicht erfolgen; — man war ihm unterworfen, ohne es zu
kennen, indem man die Mehrzahl der „eigentlich geistigen"
Faktoren wegen ihrer Undefiniertheit („Imponderabilität")
einfach übersah und sich ihre nicht zu übersehenden
praktischen Wirkungen infolgedessen grundfalsch erklärte,
wodurch der naturgemäße Skeptizismus gegenüber dem
Wert des „inneren Lohns" auch noch den gänzlich haltlosen
Ruf erlangte, die Stimme der „Lebenserfahrung" für sich


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