Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 49
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Körper und geele.

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Er ließ einen Assistenten, der von dem bevorstehenden Besuch
nichts wußte, in einem besonderen Zimmer mit einem
Apparat ausrüsten. Als nun der hohe Besuch eintrat,
stellte sich sofort die typische Veränderung an der vom
Apparat verzeichneten Linie ein, als ein greifbares Unterpfand
respektvollen Staunens seitens der überraschten Versuchsperson
.

Nimmt man alle die verschiedenen körperlichen Begleiterscheinungen
der Gefühle zusammen, so bekommt man für
jede** Gefühl einen ganz bestimmten und charakteristischen
körperlichen Erscheinungskreis; zum Beispiel boim Gefühl
der Lust Abflachung und Beschleunigung d*jr x\tmuug, Erweiterung
der Blutgefäße im Arm und Zunahme der Ausgiebigkeit
des Herzschlags bei verlangsamter Schlagfolge
des Herzens. Beim Gefühl der Unlust Vertiefung und
Verlangsanmng der Atmung, Verengerung der Blutgefäße
im Arm und Abnahme der Ausgiebigkeit des Herzschlags
bei beschleunigter Schlagfolge des Herzens.

jSTun lkgt der Gedanke nahe, aus dem Vorhandensein
eines solchen körperliehen Symptomenkomplexes auf das
Vorhandensein des dazu gehörigen Gefühles zu schließen,
auch wenn man durch die Versuchsperson von der Art des
Gefühls nioht unterrichtet ist. Man könnte versuchen, die
körperlichen Veränderungen gleichsam wie den Schlüssel
bei der Lösung einer chiffrierten Depesche zum Nachweis
von Gefühlen zu benutzen, über die wrir sonst keinen Aufschluß
erhalten. Und in der Tat ist von verschiedenen
Foischern dieses Vorgehen empfohlen werden. Man hat
sogar daran gedacht, sich auf diese Weise über die Gefühle
mancher Geisteskr a n k e n Gewißheit zu verschaffen und
so eine objektive Grundlage auch für die Beurl eilung dieser
Krankheiten zu schaffen.

Wenn auch solche unmittelbar praktischen Nutzanwendungen
zunächst noch Sache einer fernen Zukunft
sein mögen, die Dinge an sich bleiben einstweilen wichtig
genug. Interessant an ihnen ist außerdem, daß sie im
Prinzip, wie so vieles Andere, nicht neu sind. Veränderungen
des Pulses wurden schon im Altertum zur Aufklärung unklarer
psychischer Zustände herangezogen. \7or annähernd
zweieinhalbtausend Jahren hat auf diese Weise Erasistratus,
der Leibarzt des Königs von Syrien, die lange rätselhafte
Krankheit des Königssohnes Antiochus aufgeklärt. Dieser
Antiochus hatte zu seiner jugendlichen Stiefmutter eine
leidenschaftliche Zuneigung gefaßt. Da er einsah, daß seine
Liebe zu keinem guten Ziele führen könne, so verfiel er vor
Gram in den Zustand einer starken Abzehrung. Erasistratus

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