Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 60
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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60 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1913.)

tungen über den Künstler im allgemeinen und über Schiller
und Wagner im besonderen; fruchtbare Anregungen über das
Erotische, über Haß und Liebe, über das Verbrechen und schließlich
kurz über die Idee und Bedeutung der Vaterschaft gegenüber der
Mutterschaft im Anschluß an Ibsen's „Peer Gynt".— In all diesem
kommt die schöpferische, ideengewaltige Eigenart Weininger's
treffend zum Ausdruck; freilich ist ein rechtes Verständnis nur
durch ein gründlichem Studium der ganzen Gedankenwelt Weininger's,
vor allem seines beispiellos erfolgreichen Werkes „Geschlecht
und Charakter", notwendig, ganz besonders weil hier meist
nur blitzartige Erleuchtungen über die berührten Fragen aufgezeichnet
sind. Dabei ist We^ninger's Ausdruei «weise, seine eigene
Symbolik nicht leicht zugänglich, schon wo sie sich auf die Dinge
des Alltags bezieht, gar erst dann, wenn er sieb in philosophische
und besonders metaphysische Probleme vertieft In dieser Beziehung
sind auch die Betrachtungen „über die Einsinnigkeit der Zeit und
ihre ethische Bedeutung mit Spekulationen über Zeit, Raum und
Wille", sowie seine Gedanken über die Idee einer universellen Symbolik
* , über die Kultur und ihr Verhältnis zu Glauben, Fürchten
und Wissen aufmerksamster Beachtung wTert. — Eine schwer vergleichbare
Fülle und Reife der Gedanken, eine Unersehroefcenheii
und Ehrlichkeit der Gesinnung und des Willens sprechen aus den
Schriften Weininger's, daß sie wie eine geistige Revolution wirken
und in ihrer metaphysischen Tiefgründigkeit wie selten andere
zukunttvweisend sind, so daß sie in keiner Bücherei fehlen sollten,
wro aufrichtig strebende Wissenschaft vertreten sein sol1

B Roge.

Der Lebensweg. Von Leo Tolstoi. Ein Buch iür Wahrheitssucher
. Erste deutsche Ausgabe. Uebertragung von Dr. Adolf
Heß Verlag von Schulde u. Co. in Leipzig. 508 8. Gebunden
6 M.

Fast jeder große Dichter hat einen „Faust" geschrieben, das
heißt im übertragenen Sinne: das Bekenntnisbuch seines Lebens.
Auch der Einsiedler von Jaßnaja Poljana ist dieses der Menschheit
nicht schuldig geblieben. Jn dem letzten Jahrzehnt seines Erdenwallens
war er unermüdlich daian tätig und selbst auf dem Krankenlager
in Astapowo las er noch die Korrektur dieses Werkes , das
ihm so warm am Herzen lag und das er der ganz besonderen Sorgfalt
des Herausgebers empfahl. „Gedanken über das Leben" hat
Tolstoi es anfangs genannt, später jedoch dafür den Titel „Der
Lebensweg" gewählt. Unter dem letzteren ist es auch in der
deutschen Uebertragung von Dr. Adolf Heß erschienen. „Der
Lebensweg" ist in der Form eines Breviers geschrieben. „Die hier
gesammelten Gedankeu", äußert sich der Dichter selbst über sein
Werk, „gehören den verschiedensten Autoren an. Aus brahmanischer,
konfuzianischer, buddhistischer Weisheit, aus den Evangelien, den
Apostelbriefen und den Schriften vieler anderer, alter wie neuer
Denker sind sie entlehnt. Die meisten Oedanken sind jedoch bei
der Uebersetzung und Bearbeitung einer -olehen Veränderung unterzogen
worden, daß ich es nicht für angebracht halte, sie mit dem
Namen ihres ursprünglichen Schöpfers tu versehen." Aber diese
Redaktion ist es gerade, die uns das vorliegende Buch so interessant
und wertvoll macht. Denn durch das Zutun persönlicher Weisheit
und durch das eigenmächtige Umformen fremder Aussprüche verliert
das Werk auch gleichzeitig den Onarakter eines Breviers und
wächst zu einer tiefen dichterphilosophischen Bekenntmsschrift
empor, ja vielleicht der tiefsten, die ein Dichter nach Goethe ge-


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