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68 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1913.)
seinem Tode vorangingen, war ich viel im Auslande; damals
stand ich weniger in Verbindung mit ihm, als jetzt,
da er gestorben ist. Ich habe die Mitteilungen nicht selbst
geschrieben. Ich wußte wohl, daß das, was ich schrieb,
nur das unbewußte Echo von Unterhaltungen sein könnte,
die zwischen uns stattgefunden haben. Er hat mit mir
verkehrt durch die Hand zweier Personen, die er kaum
gekannt hat, und die Mitteilungen trugen so gut seinen
Charakter und die Art und Weise seines Denkens, wie die
Briefe, die er mir bei Lebzeiten schrieb.
Nach all dem könnte ich nicht mehr zweifeln. Für
mich ist das Problem gelöst und die Wahrheit begründet,
und ich freue mich, Gelegenheit zu haben, öffentlich vor
der ganzen Welt zu bezeugen, daß, was mich betrifft, ein
Zweifel in dieser Hinsicht nicht mehr möglich ist. —
W. T. Stead.«
Einer der charakteristischsten Züge an dem Werke
meines Vaters in der Erforschung des psychischen Gebietes
war wohl die allumfassende Art, die sich auf die ganze
Menschheit erstreckt. Er tat es nicht nur zu seiner persönlichen
Befriedigung, sein Denken reichte weit über seine
eigene Person hinaus. Kein Hindernis war so groß, daß
er sich nicht bemüht hätte, es zu besiegen und nichts war
so klein, daß er es nicht seiner Forschung für würdig erachtet
hätte, in dem Wunsche, eine Brücke zu werfen über
den großen Abgrund, andere von dem zu überzeugen, was
für ihn Gewißheit war, nämlich die Fortdauer des Geistes,
nachdem die körperliche Hülle hier abgelegt ist. Die
Menschheit zurückzuführen zu dem Glauben an das zukünftige
Leben —, dies war seine Religion und das Tagewerk
, das er sich auferlegt hatte.
Niemand war sich mehr der Schwierigkeiten bewußt
und der Gebrechlichkeit der Instrumente für die Kommunikation
mit dem Jenseits. Er schrieb: „Die Medien müssen
in die Reihe der kostbarsten Glieder der Gemeinde aufgenommen
werden. Sie sind wie ein Mensch, der die Gabe
des Sehens hat in einer Welt von Blinden. Man muß sie
suchen, wie man einen verborgenen Schatz sucht; man
muß sie mit der Sorgfalt umgeben, welche die einzigea
Instrumente verdienen, die uns die erfolgreiche Erforschung
einer anderen Welt ermöglichen. Sie werdea
aber im Gegenteil allgemein mit Verachtung angesehen
. und behandelt wie Narren und Betrüger. Mitunter werden
sie sogar in das Gefängnis geworfen; alles, was die gesamte
Gesellschaft tun kann, die Entwickelung des Mediumismus
niederzuschlagen, geschieht und ist seit langem
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