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Estella W. Stead: Was mein Vater als größte Aufgabe betrachtete. 75
Sitzungen angewohnt. In denselben erhielten wir wundervolle
Manifestationen. Im allgemeinen begann die Sitzung
mit der Stimme des Kardinals Neumann, der in lateinischer
Sprache den Segen erteilte; jeder Teilnehmer fühlte darauf
Tropfen des Weihwassers auf sich fallen. Manchmal
brachte der Kardinal seinen Gehilfen mit und wir sangen
alle eine englische Hymne: „Come all ye faithfull.* Eine
schöne Baßstimme begleitete unsere Stimmen durch die
Trompete, sie sang nicht englisch, sondern lateinisch. Im
Laufe dieser Sitzungen habe ich bis zu drei Stimmen ge-
hört, welche zugleich sprachen, während das Medium selbst
mit ihnen redete. Englisch war nicht die einzige Sprache:
die Stimmen sprachen auch norwegisch, französisch, deutsch,
schwedisch und italienisch. Am Weihnachtstage 1909 empfingen
wir im „Bureau Julia" folgende Botschaft der
Gründerin: „Bald werdet Ihr alle, die Ihr auf der anderen
Seite seid, auf unserer Seite sein. Dann erst werdet Ihr
die Notwendigkeit meines Bureaus ganz begreifen."
Und jetzt ist er selbst, der so sehr die Notwendigkeit
empfand, „eine Brücke über den Abgrund zu werfen, und
zu diesem Zwecke so tapfer arbeitete, hinübergegangen
in das Jenseits. Ich zweifle nicht, daß er, der so gut die
Schwierigkeiten verstand, mit denen wir kämpfen, er, der den
allgemeinen Skeptizismus kannte und wußte, wie notwendig
Beweise sind, und der so lange Zeit gekämpft hatte, sie zu
erhalten, hierzu gute Mittel finden wird. Indes er wird
vor allem für die Massen arbeiten, um ihnen den Weg zu
eröffnen und ihnen die Gewißheit zu verschaffen, daß eine
andere Welt um uns existiert, so daß sie schließlich sagen
können, wie er selbst: „Der Skeptizismus hat gemacht, daß
für mich aus dem Tod etwas Anderes geworden ist, als der
Tod." gez. Est eila W. Stead«
schöpfen. Ich möchte wissen, was jene Kommission von den
„Geisterhänden oder dem mechanischen, also sichtbaren Wirken
und Auftreten des „Double" in den berühmten Experiinentai-
Sitzungen der Mlie. Tomczyk, dem merkwürdigen Medium des Dr.
Ochorowicz, denkt? Wie erklärt sie wohl die Selbstphotographie
des „Geistes" Stasia ? Peter.
Ich habe hierzu zu bemerken, daß ich jenen Entlarvungsartikel
abdruckte, weil ich es für meine redaktionelle Pf licht erachte, die
Leser der „Psych. Studien" über alle derartigen Vorgänge auf dem
Laufenden zu erhalten. Ich habe jedoch schon durch meine Schlußfußnote
, sowie im Dezemberheft, 8. 703 (Fußnote) und S. 758 (Kurze
Notiz b)f wo die zur Verteidigung des angeblich entlarvten Mediums
vorgebrachten Momente ausführlich berichtet wurden, meinen
persönlichen Standpunkt als streng objektiver, wenn auch kritischer
Berichterstatter gewahrt. — M a i e r.
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