http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0082
78 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1913.)
kehrsmittel zu sein, das augenscheinlich dem Gebrauche
entkörperter Seelen angepaßt ist. Welchem Zwecke die
Telekinesie in einem körperlosen Dasein dienen mag, ist
unmöglich zu bestimmen. Was wir von ihr mit Sicherheit
behaupten können, ist, daß sie eine rein geistige Kraft ist
(?) und daß sie auf dieser Stufe der Existenz keinerlei
Nutzen gewährt.
Wir hätten nun hier zwei Fähigkeiten,
welche in diesem Leben keine normale
Funktion erfüllen, wovon die eine unverkennbar
dem zukünftigen Leben angepaßt
ist, während die andere dies vermuten läßt.
Desgleichen ist das vollkommene Gedächtnis des subjektiven
Geistes für dieses Leben von absolut keinem Werte, erstens,
weil das objektive Gedächtnis für unsere irdischen Bedürfnisse
vollkommen ausreicht und zweitens, weil das
subjektive Gedächtnis außer in höchst abnormen Zuständen
uns nicht zur Disposition steht.
Sein Vorhandensein erscheint mir jedoch als unwiderleglicher
Beweis, daß wir unsere persönliche Identität auch
im zukünftigen Leben beibehalten, sintemal Gedächtnis
und Bewußtsein die wesentlichsten Erfordernisse für ihre
Erhaltung sind.
Der Instinkt erfüllt in diesem Leben selbstverständlich
eine normale Funktion von der höchsten Wichtigkeit, und
ebenso mag es sich mit der Intuition verhalten, obschon
uns die Geschichte der Menschheit belehrt, daß ihre erhabensten
Manifestationen die Religion und das zukünftige
Leben betreffen, wofür man Jesus von Nazareth als Beispiel
anführen könnte.
Da die Intuition die unmittelbare Wahrnehmung von
fundamentalen und essentiellen Wahrheiten ursprünglicher
Prinzipien oder Gesetze ist — und, unabhängig von Verstand
, Belehrung oder Erfahrung, ihnen vorangeht —, so
folgt hieraus, daß die Aussprüche Jesu inbezug auf Religion
und zukünftiges Leben selbst vom streng wissenschaftlichen
Standpunkte aus große Beweiskraft besitzen, umsomehr, als
die moderne Wissenschaft inbetreff anderer Gesetze der
menschlichen Seele die Untrüglichkeit seiner Intuitionen
nachgewiesen hat (See: „Law of Psychic Phenomena").
Nehmen wir andererseits das jenseitige Leben als erwiesen
an, so ist es klar, daß die Intuition, nachdem ja die
Seele des Vermögens der Induktion ermangelt, deren Stelle
einnehmen wird. Die Induktion ist tatsächlich nur ein
langsames und mühevolles Verfahren, jene Kenntnis der
^Xatur zu erlangen, welche die Intuition durch unmittelbare
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0082