Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 110
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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110 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1913.)

Kultur. Gesunder Modernismus erwächst nur aus dieser
vierfachen Wurzel, und selbe ist die von den geheimen
und offenbaren Wissenschaften gesuchte, von keiner derselben
bisher gefundene große Panacee.

Durch einige Erfolge der versuchenden Naturwissenschaft
geblendet und durch zahllose Mißerfolge derselben
nicht entmutigt, glaubten viele Gelehrte, die große Panacee
sei die experimentierende, zählende und messende Naturkunde
und überhaupt exakte Wissenschaft, und alles andere,
auf Erfahrung, Beobachtung und Vergeistigung sich
gründende bedeute gar nichts und sei mclit des Nachdenkens
wert. Aus diesem Grundirrtum entsprangen
Ozeane von Täuschungen und Irrtümern, Vernachlässigung
der Gelehrsamkeit, falsche Wissenschaft und Störungen im
religiösen und sozial - moralischen Leben der Nationen.
Hieraus wieder flössen alberne Auffassungen, schlecht begründete
Hypothesen, einseitige Beurteilungen, widerliche
Vorurteile und lächerliche Dogmen. Dies alles wurde mit
glänzendem Lack überzogen, mit einigen Prozenten Wahrheit
versetzt und mit dem Schilde der Echtheit verseilen,
als unwiderlegbarer Modernismus von Geschäftsleuten der
Wissenschaft in der Welt verbreitet.

Nun gab es Matadoren und Zensoren, welche diesen
Teufelskram als moderne Wissenschaft bezeichneten und
über diesen „Modernismus* sieh sehr stark erbosten, weil
ihnea derselbe als sehr bedeutende Schädlichkeit für das
Gemeinwohl vorkam. Anstatt jedoch mit scharfer Analyse
vorzugehen, das Gute mit Sorgfalt vom Schlechten zu
sondern, fügte man zu jenem Schreckenspacket alles, was
unter der Flagge moderner Wissenschaft segelte, mochte es
wie immer beschaffen sein, und verurteilte es im Ketzergericht
.

Solches geschah jedoch nicht erst gestern, sondern seit
halben Ewigkeiten, und dürfte noch sehr oft geschehen,
weil die meisten von denen, welche sich für erleuchtet, gut,
gerecht halten, nicht erleuchtet, gut, gerecht sind, nicht den
großen und kleinen Ursachen nachspüren, nicht immer uneigennützig
handeln und leider so oft niedrige Begehrungen
höchsten Interessen vorstellen. Oberflächlichkeit, leidenschaftliche
Aufregung, angeborene Dummheit und erworbene
Bosheit sind gemeiniglich ihre Sache, mit der sie alles Gute
verderben und alles Böse züchten. Wer solche Tatsachen
überdenkt, kann leicht jede heitere Stimmung der Seele
verlieren und den Glauben gewinnen, daß nur eine neue
Sintflut imstande sein könnte, der Welt des gesitteten
Menschen guten Geist einzuhauchen.


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