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114 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1913.)
sehr veränderlichen Willen und sind den Einflüssen ihrer
Umgebung leicht zugänglich, wodurch sie sowohl zu guten,
als auch zu schlechten Handlungen fähig sind. Erziehung
und Umgebung sind bei diesen Charakteren für ihren
Lebenslauf von eminenter Wichtigkeit.
Fleckige Augen lassen auf abnorme Neigungen und
Handlungen schließen. In der Iris oder im Augapfel auftretende
rote Punkte stehen meistens mit der körperlichen
Konstitution in Zusammenhang und sind oft die Anzeichen
einer bevorstehenden Krankheit, nach deren Uberstehen sie
gewöhnlich wieder verschwinden. Personen mit dauernd
fleckigen Augen erregen bei sensitiven Menschen ein anti-
pathisches Gefühl.
Stechende Augen finden wir immer bei verbrecherisch
veranlagten Menschen, welche zu allen
Schlechtigkeiten fähig sind und oft unter der Maske der
Freundschaft und Ehrlichkeit versuchen, ihre Mitmenschen
zu schädigen. Man mißtraue solchen Personen und schließe
sie nach Möglichkeit von seinem Verkehr aus! Auch soll
man Menschen mit stechenden Augen nie Kinder allein
überlassen, da sie eben zu allem fähig sind und letztere
auch durch ihre schlechten Einflüsse gefährden. Mit dieser
Augenart Ausgestattete besitzen einen gemeinen und
niedrigen Geist und schrecken zur Erreichung ihrer Ziele
vor keinen Mitteln zurück.
Ruhige Augen kann man fast immer bei sehr
harmonischen, zufriedenen und ehrlichen Menschen beobachten
. Diese Augenart ist ein Zeichen der Ruhe und
Besonnenheit, auch der Zuverlässigkeit, wenn nicht andere
Merkmale diese Bedeutung abschwächen oder aufheben.
Ein klarer und ruhiger Blick flößt uns Vertrauen ein.
Dagegen ist ein anerzogener ruhiger Blick, der den Zweck
der Suggestion hat, natürlich je nach der geistigen Qualifikation
des betreffenden Individuums zu bewerten. Er
kann in diesem Falle guten und schlechten Personen eigen
sein, aber auch hier wird der perfekte Menschenkenner
leicht Gut und Böse unterscheiden können.
Unruhige Augen mit zuckenden Augendeckeln
sind ein Zeichen hochgradiger Nervosität. Lassen aber die
Augen eine innere Unruhe erkennen, weichen sie unserem
Blicke aus, so haben wir es mit Menschen zu tun, die eben
kein gutes Gewissen haben, wie der Volksmund sehr
treffend sagt. Auch sind Menschen, welche die Augen
häufig verdrehen oder die Augen bei ihrer Rede oft
schließen, wenig wahrheitsliebend, zum mindesten können
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