Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 118
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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118 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1918.)

an anderen sie zu billigen seheint, Plutarch, Cicero
usw. legen Zeugnis davon ab; auch die Platoniker, auch
Sek rat es glaubte daran, wie Cicero und an mehreren
Stellen Flato versichert. Alexander der Große war
ebenfalls nicht von dieser Ansicht frei. — Den Träumen der
Frauen maß man eine besondere Bedeutung bei, und sie
hatten in der Tat einen nicht wegzuleugnenden Einfluß auf
die Geschichte der alten Völker Asiens, wie Europas. Wir
erinnern an die sogenannte „Völva* oder „Wala* in Norwegen
und Grönland. Die Römer waren nicht weniger
abergläubisch als die Araber, Perser und Chaldäer, als die
Israeliten und Griechen. In ihrer Literatur, wie in ihrer
Geschichte finden wir den Traum sehr selten von wirklichen
und natürlichen Gesichtspunkten aus behandelt:
immer wirkt etwas „übermenschliches* auf den Schlafenden
ein und führt ihm symbolische Traumbilder vor;
irgend ein guter Geist erleuchtet während des Schlafes
die Helden in den wichtigsten Momenten ihres eigenen
Lebens oder desjenigen ihrer Völker.

übrigens wurde die Traumdeuterei lange Zeit und mit
vielem Erfolge auch in Rom betrieben. Cäsar, Scipio,
die baider Cato, Brutus, später Galenus, Para-
c e 1 s u s, auch die ersten Christen fürchteten den Traum und
gehorchten ihm, oder bemühten sich wenigstens, seinen
Sinn zu erforschen. Und Philosophen glaubten und lehrten,
daß die Seele im Schlafe sich vorübergebend von den
Fesseln des Körpers los mache, eine Ansicht, die in neuerer
Zeit von Schelling und Fichte wieder aufgenommen
w urde. Aber sobald sich Psychologie, Philosophie und
Naturwissenschaften von Priestertum und Dogma befreiten
— so sagt der römische Professor der Psychiatrie in seinen
bahnbrechenden medizinisch-psychologischenUntersuchungen
über „Die Träume" (deutsch von Dr. O. Schmidt, bei
Karl Marhold) — verlor auch der Traum all das Geheimnisvolle
, mit dem ihn die Mystiker umgaben, und man sah in
ihm nichts weiter als ein ausschließliches Phantasiegebilde
des Schlafenden. Doch lebte in der Tradition der Aberglaube
fort und die Wahrheit vermochte «nicht, Gemeingut
des Volkes zu werden.

Mit vollem Recht konnte Lombroso in seinem
Buche „Irre und Abnorme" schreiben: „Ich irre gewiß
nicht, wenn ich behaupte, daß der Glaube an die Offenbarung
durch die Träume bei allen Völkern der Erde und
zu allen Zeiten so verbreitet war und ist, daß vielleicht
mehr Nationen an die Träume glauben als an einen
Gott!"


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