Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 119
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0123
Der Traum als Wirklichkeit

119

Es ist bekannt, daß die Träume auf ganz natürliche
und verständliche Weise die Zukunft voraussage* können,
daß sich durch sie eine bevorstehende Krankheit (durch
Organempfindungen) anzukündigen vermag, daß sie künstlerische
Ideen eingeben oder zur Lösung wissenschaftlicher
Probleme beitragen können (unbewußte Gehirntätigkeit).
Berühmt ist die Teufelssonate, welche Tartini im
Traume komponiert hat, desgleichen die Einfälle, welche
Cardanus, Condillac, Voltaire, Reinhold,
Franklin, Coleridge, Burdach usw. im Traume gehabt
haben. Goethe behauptet, die meisten Gedanken
zum „Prometheus* im Schlafe empfangen zu haben.
Dumas der Jüngere tat schon 1867 im „Paris-Guide* den
Ausspruch: „Per Traum und die Milz sind Geheimnisse
der Natur:* doch war dies eben nur ein geistreicher Einfall
. Dagegen schrieb Carreau, ein Akademiker, 1875
in der „Revue des Deux Mondes* einen Artikel, in dem
er auseinandersetzte, daß der Traum ein von Mysterien
umgebenes Phänomen darstelle. Die modernen sogenannten
Symbolisten legen dem Traum eine gänzlich übernatürliche
Bedeutung bei; ihnen ist er etwas wesentlich über
der Wirklichkeit Stehendes. Hier — das Deutliche, Klare,
Bestimmte, Verständliche, das Vulgäre (meinen sie); dort
— das Undeutliche,Vage, Unbestimmte, Transzendente. Die
„Symbolisten* in der Poesie, wie die „Präraphaeliten" in
der Malerei, suchen die Vermischung des Traumes mit der
Wirklichkeit; erstere führen uns in Versen, letztere auf der
Leinwand die ferne und blaß verschwindenden Traumbilder
vor.

Doch nicht nur bei Künstlern sehen wir den Traum
in mystische Schleier gehüllt, sondern auch bei Gelehrten,
die sich Vertreter der „Geisteswissenschaften* nennen. Die
Londoner „Gesellschaft für psychische Forschung" gelangte
auf Grund einer an 5360 Personen angestellten Untersuchung
zu dem Schluß, daß es telepathische Träum e
gäbe. Wenn man einen Blick in die Organe der
„psychischen Wissenschaften" wirft, findet man oft vermerkt
, daß die M e d i e n, die für Telepathie empfänglichen
Personen, auch im Traume wunderbare Phänomene bieten.
Ebenso liest man oft in den Lebensbeschreibungen Heiliger,
daß die vom „Herrn* Auserwählten nicht nur im Wachen,
sondern auch im Schlaf mystische Erscheinungen haben
und göttliche Eingebungen empfangen. Nun braucht wohl
nicht besonders darauf hingewiesen zu werden, daß solche
Behauptungen sich ausschließlich auf das Zeugnis der
Schlafenden stützten, seien es nun Medien, Telepathiker


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0123