Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 131
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0135
Peter: Ein merkwürdiger Fall von Hysterie in spiritoider Form. 131

wecken. Dabei schien in ihr nichts von Künstlichem und
Einstudiertem zu sein, im Gegenteil, es fand alles statt im
unbewußten Zustand oder in der Entdoppelung, wenn sie
auch bei gewissen Phänomenen ein wenig selbst geholfen
hat, die Wunderszenen reicher zu gestalten.

In der Tat, in letzter Zeit steckte sie sich in das
Fleisch, was ihr in die Hände kam, Nähnadeln, Stecknadeln,
kleine Stahlspitzen bis zu kleinen Haarnadeln, die sie in
der Mitte entzwei brach, vielleicht weil die Wachsamkeit
der Familie erhöht war und die Nadeln versteckt wurden.
Auch ließ Em . . . Tische sich bewegen, große und kleine,
ob sie mit einem Teppich gleichviel welchen Stoffes belegt
waren oder nicht. Ob sie durch die Handkette mit anderen
Personen vereinigt war oder nicht, sie gab Zeichen, welche
oftmals den an sie gerichteten Gedanken der Teilnehmer
entsprachen und wenn sie die Fragen nicht gut verstand,
antwortete sie gar nicht und wartete geschickt darauf, daß
man ihr auf die Spur helfe.

Die sensorielle Verwirrung war dennoch deutlich.
(Hypnagogische) Halluzinationen, deren sie sich lebhaft wie
einer wirklichen Begebenheit erinnerte, waren sehr häufig.
Unter diesen, die immer Gesichtshailuzinationen waren, wie
dies ja im Hysterismus vorkommt, war auch die ihrer abgeschiedenen
Tante. Em . , . war fraglos eine Kranke.
Ich riet ihr zu einer hydrotherapeutischen Kur, in deren
Verlaufe sie einst auf dem Wege in die betreffende Anstalt
von einem Wahnanfall („attaque d£liranteÄ) überrascht
wurde. Ein Bruder, der sie begleitete, glaubte, sie sei irrsinnig
geworden und brachte sie in einer Mietskutsche
schnell nach Haus.

Eines Tages sehe ich zu meiner Überraschung ihren
Vater ganz verstört zu mir kommen. Er bat mich sogleich,
mit ihm nach Hause zu gehen. Ich ließ es mir nicht
zweimal sagen und beeilte mich. Em ... bot das klassischste
und schönste Beispiel von zoanthropischem Wahnsinn
,*) das ich je gesehen habe. Sie ging auf allen
Vieren unter den Betten und Tischen, den Mund weit
offen, bellte wie ein Hund und drohte jeden zu beißen, der
ihr nahe kam. Die Familie war außer sich, die Kinder
schrieen verängstigt, verbargen sich und verbarrikadierten

*) Der schon im Altertum bekannte Wahn, daß der Mensch in
ein Tier verwandelt sei. Der Unglückliche benimmt sich demzufolge
wie ein Tier. Am häufigsten ist die sogenannte Lykanthropie, das
heißt die vermeintliche Verwandlung in einen Wolf (der Warwolf!).

Peter.

9*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0135