http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0139
Kaindl: Die menschliche Psyche ein Doppel-Wesen.
135
Die menschliche Psyche ein Doppel-Wesen
und Doppel-Ich.
Von Alois Kaindl, Linz; a. D.
(Fortsetzung von Seite 81.)
in.
Myers' supraliminales und subliminales Selbst*)
in der kritischen Beleuchtung von
Prof. William James und Dr. Walter Leaf.
1) Das Wesentlichste aus Prof. James' Kritik.
„Konservative Anthropologen werden sofort behaupten,
daß Myers seinem Begriffe vom Subliminalen einen allzu
großen Umfang gab und daß die einzig richtige Begrenzung
des Ausdrucks jene der Neuropathologen sei. Der Großteil
dieser Forscher gibt die Existenz einer subliminalen
Kegion unumwunden zu, aber er sieht in ihm nichts weiter
als einen von der Dormalen Persönlichkeit abgelösten Teil.
Vom Oberbewußtsein vergessene Erlebnisse mögen hier
eine Art von Parasitenexistenz führen und in einer inferioren
und traumhaften Weise sich in die Vorgänge des
normalen Bewußtseins mengen. Für diese Kritiker ist das
Subliminale gleichbedeutend mit dem Vergessenen und
bildet für sich eine Region der Auflösung/ **)
*) Auszug aus den „Proceedings der 8. f. P. ß.u, Part. XLVI,
Juni 1903.
**) Die von James bezeichnete Klasse von
Wissenschaftlern zeigt ein eigenes Bestreben,
die Bedeutung aller psychologischen Tatsachen
zu unterschätzen und zu verkleinern. Daß dem
„Vergessenen" eine ungleich höhere Wichtigkeit zukommt,
als uns jene glauben machen wollen, können wir aus Oarus ersehen
, welcher dem* relativ Unbewußten einen beständigen
und wichtigen Einfluß auf das absolut Unbewußte zuschreibt. Er
sagt hierüber in seiner „Psyche" unter anderem Folgendes: „Nicht
bloß das schlechthin Unbewußte, in wie fern es die Basis ist, aus
welcher später das Bewußtsein sich entwickelt, und in wie fern es
auch noch neben dem Bewußtsein besteht, ist in der Seele anzuerkennen
, sondern auch da* relativ oder sekundär Unbewußte,
in welches das Bewußte periodisch immer wieder
zurückkehrt. Gleich dem durchaus Unbewußten wirken nämlich
alle bereits früher einmal zum Bewußtsein gelangten, dann aber
wieder unbewußt in der Seele schlummernden Gefühle und Erkenntnisse
immerfort auf das bewußte Seelenleben, wie auf das, was wir
das absolut unbewußte Seelenleben genannt haben, ein; das Geordnete
, Schöne — wohltätig und fördernd, das Bohe und Unschöne
— störend und hindernd. — Nach Oarus trägt das relativ
Unbewußte nicht nur zur Bildung von des
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0139