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146 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 3. Heft. (März 1913.)
damals alles, was ins Gebiet der Mystik einschlug, als
krassen Aberglauben verachtete, kam die Rede nie auf
solche Dinge, was ich jetzt umsomehr bedauere, als ich mir
von Kuhn selbst genauen Aufschluß über das merkwürdige
Vorkommnis hätte geben lassen können. —
IL
Von demselben Pfarrer Walter hörte Pater Simon
auch die weitere Erzählung von telepathischer Fern Wirkung
eines Sterbenden. Ein Pfarrer in einem imterfränkischen
Städtchen stand einem sterbenden Manne bei. Da dessen
Auflösung sich hinzögerte, eilte er mittags nach Hause, um
mit seinen Kaplänen zu speisen und dann wieder zu kommen.
Allein als der Pfarrer nach Hause kam, waren die Kapläne
noch nicht von ihren Filialorten heimgekommen. Während
nun der Pfarrer allein sich im Zimmer befand, öffnete sich
plötzlich die Türe, der Sterbende trat im Sonntagsgewand
ein und verneigte sich, als wolle er danken. Der Pfarrer
betete sofort: „Requiem aeternam dona ei, Domine, et lux
perpetua luceat ei!" Die Erscheinung bewegte sich unterdessen
wieder auf die Türe zu. Da das Pfarrhaus stets
geschlossen war, so fragte der Geistliche die Hausgenossen,
ob sie jemand herein gelassen hätten, was verneint wurde.
Gleich darauf läutete es am Pfarrhaus an und es kam die
Nachricht, der Kranke sei bereits verschieden. —
Eine Identifizierung.
Von C. Oaccia
Berechtigte Uebersetzung von Wenzel-Ekkehard (Florenz^
Mit unserem Medium, Frl. E . .., besteht unser Zirkel
aus sechs Personen. Die Sitzungen finden Sonntags nach
Tisch im Hause der Gräfin G ... statt. Seit mehr als zwei
Jahren sind es immer dieselben Personen, die zusammenkommen
, und durch die strenge Geschlossenheit des Zirkels
war es möglich, daß in dem Medium sich eine andere
seltene und kostbare Eigenschaft entwickelte: Hellsehen
in wachem Zustande.
Schon oft sagte das Medium, es sähe im Dunkeln die
schwarz gekleidete Gestalt eines verstorbenen Arztes, den
es genau beschrieb. Daß es ein Arzt sei, ging aus seinen
Gewohnheiten hervor, die wir wiederholt als solche feststellen
konnten. Als nun einmal Dr. med. Visani - Scozzi
anwesend war, verordnete der verstorbene Kollege dem unpäßlichen
Medium eine gewisse Pillensorte, für welche er
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