http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0159
Friedrichsort: Eine Erinnerung.
155
Wird unyergessen von vielen sein,
Ins Buch der Guten kommt er hinein.
Drum muß nach Kraft und Gesundung er streben,
Denn Arbeit ist Freude und Schaffen ist Leben.
Gib hin das Blatt, so wie du's im Traume geschrieben,
Und Gottes Kraft mit allen, die wir lieben!
Sprich mit dem Freund, dem du den Traum erzähltest doch,
Denn er erinnert dich an Vieles noch!
Lebt wohl!
* *
*
Der Freund ist der junge Hamburger Beamte, der im
Laufe des langjährigen Verkehrs mit Frau Sch. eine Reihe
interessanter Fähigkeiten ausbildete und später im Besitze
einer gewissen Reilhörigkeit deutlieh Stimmen vernahm,
wenn Frau Sch. ihm die Gestalten der ihm nicht sichtbaren
Redenden besehrieb. Er verwendete viel Mühe auf astrologische
Studien, und ich glaube wohl, daß er damit wird
Erfolge erreichen. Er war sehr oft mit Frau Sch. zusammen
und wir hatten sie häufig als Gäste bei uns in Bergedorf.
Es waren sehr interessante Abende, aber einen Identitätsbeweis
habe ich trotz meines heißen Verlangens nicht bekommen
.
Und die gute Frau Sch. ist vor l*/2 Jahren gestorben.
Dr. Hübbe-Sehleiden und Prof. Dr. Seiling haben sie noch
kennen gelernt, sie waren bei ihr in Hamburg. Auch Frau
von Schewitsch, München, mit der ich vor zwei Jahren sehr
eingehend über sie korrespondierte, hat interessante Mitteilungen
von ihr bekommen. Daß Frau von Schewitsch
so schrecklich durch Selbstmord enden, daß sie selbst in
Narkose wegen einer Bruchoperation sterben würde, hat
sie nicht vorausgesehen. Sie war große Gegnerin von
Operationen, mußte sich aber wegen eines eingeklemmten
Bruches doch einer solchen unterziehen. Alles in allem:
sie war eine gute Frau! — Aber ist durch ihre Tätigkeit
jener Vorhang, der uns die Rätsel des Ubersinnlichen verhüllt
, gelüftet werden? — Leider nein!
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0159