Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 159
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Stekel: Telepathische Träume.

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Mein kleines Material zeigt aber eine gewisse Einseitigkeit
. Die telepathische Einwirkung geht in den meisten
Fällen von Sterbenden oder Sehwerkranken aus. Solche
Fälle sind es auch, welche das große Material der Sammelforschung
ausmachen. Löwenfeld meint, zum Zustandekommen
einer telepathischen Wirkung sei eine außerordentliche
Konzentration des Denkers oder eine außergewöhnliche
Situation (Lebensgefahr) die wichtigste Bedingung.
Dies scheint in der Tat der Fall zu sein. Doch habe ich
schon einen Fall von Übertragung eines großen Affektes
beobachten können.

Ich hatte einmal zwei Brüder in Behandlung, die mir
beide (unabhängig voneinander) einen fast identischen
Traum erzählten. Sie schliefen in demselben Zimmer. Es
handelte sich um eine homosexuelle Phantasie, aber so
originellen Inhalts, daß man da wohl kaum von einem Zufall
sprechen kann. Ich habe die Träume damals nicht
fixiert und muß sie ungefähr nach dem Gedächtnisse (dem
ach so trügerischen Gedächtnisse) rekonstruieren:

(576.) „Der erste Bruder träumte, er sei beim Militär und
müsse an der Frübjahrspaiade auf der Schmelz teilnehmen. Auf
dem Exerzierplatz bemerkte er, daß an seiner Hose etwas nicht
in Ordnung war. Bevor er sein Gewand in Ordnung bringen
konnte, war schon der Kaiser da und sprach mit ihm sehr
freundlich. Die ganze Zeit hatte er nur die eine Empfindung:
„Wenn der Kaiser nur nicht auf deine Hosen sieht." Dann sah
er eine Menge nackter Husaren, die alle vor dem Kaiser vorbeiritten
. Es sollte dies ein Bravourstück sein. Der Kaiser applaudierte
. Da dachte er, das mache ich auch mit und zog die
Hosen herunter. Ein Korporal wollte ihn mit Gewalt von der
Schmelz entfernen. Er schrie und begann zu rufen, so daß er
erwachte "

Der Traum des Bruders lautete:

(577.) „Ich bin beim Militär und soll vor dem Kaiser ein
neues Pferd vorführen. Auf der Schmelz bei der Frühjahrsparade
. Ich habe Angst, daß ich mich blamiere. Wie ich am
Pferd sitze, fällt mir meine Hose zu Boden. Ich will sie aufheben
und bemerke, daß eine Menge Frauen und Kinder mir zuschauen
. Ein Offizier sagt mir: ,,Das ist wirklich eine Unverschämtheit
," und faßte mein Pferd am Zügel, um mich
fortzuführen. Ich wehrte mich mit aller Kiaft dagegen."

Man kann ja einwenden, die gleichen Einflüsse des
Militärs bei beiden Söhnen habe eine ähnliche Neurose gezeitigt
, die ihre Abhängigkeit vom Vater (Kaiser) verrät.
Das stimmt ja. Immerhin ist das gleiche Bild (Frühjahrsparade
, Kaiser, Schmelz, Exhibition) bemerkenswert.

Die Analyse währte nur einige Wochen. Ich kann
daher nicht sagen, ob hinter dem gemeinsamen Traume


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